Philips-Deal mit Schattenseite
Philips-Deal mit Schattenseite
Philips
Deal mit Schattenseite
Von Helmut Kipp
Dem niederländischen Medizintechnikkonzern Philips und der von der italienischen Industriellenfamilie Agnelli kontrollierten Beteiligungsholding Exor ist ein bemerkenswerter Deal gelungen. Philips kann das Exor-Investment von 2,6 Mrd. Euro als Beleg für das Vertrauen in die eigene Transformation und Restrukturierung verkaufen. Dieses Argument scheint zu greifen, wie die am Montag verbuchten Kursaufschläge zeigen.
Das ist ein wichtiges Signal an die übrigen Anteilseigner, die zum Teil auf unangenehmen Kursverlusten sitzen dürften, die vor allem mit dem millionenfachen Rückruf von Beatmungsgeräten zur Behandlung von Schlafapnoe samt damit verbundener Rechtsrisiken durch Schadenersatzklagen zusammenhängen, aber auch mit Lieferkettenproblemen und anderen operativen Mängeln. Doch inzwischen scheint das Spar- und Effizienzprogramm zu greifen. Der Aktienkurs hat sich wieder deutlich erholt, liegt aber mit aktuell gut 19 Euro nach wie vor weit unter den Topkursen aus dem Jahr 2021 von rund 50 Euro.
Insofern hat Exor einen guten Zeitpunkt für den Einstieg erwischt. Die Philips-Aktie hat sich stabilisiert, ist aber noch vergleichsweise niedrig bewertet. Auch strategisch passen die Niederländer ins Portfolio, weil Exor die Investments in Gesundheitstechnologie erklärtermaßen ausbauen will. Dieser Sektor zeichnet sich durch überdurchschnittliche Wachstumsraten sowie stabile und hohe Margen aus. Im vergangenen Jahr hat Exor bereits 833 Mill. Euro in eine 10-%-Beteiligung an der französischen Institut Mérieux gesteckt.
Philips sichert mit der Vereinbarung die Eigenständigkeit ab. Man kann den Deal mit Exor nämlich ohne Frage als Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme interpretieren. Mit einer Marktkapitalisierung von lediglich rund 18 Mrd. Euro ist der Konkurrent von Siemens Healthineers und GE Healthcare keinesfalls gefeit gegen eine unerwünschte Attacke. Die Suche nach einem Ankeraktionär gilt als probates Mittel, um einen solchen Angriff zu verhindern. Ohne Zustimmung des neuen Anteilseigners mit 15-%-Paket und vermutlich auch des Managements hätte ein Übernahmeversuch kaum Erfolgsaussichten.
Zumal Exor sich verpflichtet, langfristig als Minderheitsgesellschafter an Bord zu bleiben. Auch die Option der Holding, ihre Beteiligung auf maximal 20% aufzustocken, kann einem potenziellen Angreifer nicht schmecken. Dass dies die längerfristige Kursfantasie schmälert, liegt auf der Hand. Das ist die Schattenseite des Deals für die Philips-Aktionäre.
Der Einstieg von Exor signalisiert, dass das Vertrauen in Philips wieder zunimmt. Doch es gibt einen Haken.
