KommentarNicht-Banken-Stresstest

Pleite von First Brands wirft Schlaglicht auf Private-Credit-Systemrisiko

Die Pleite von First Brands wirft Fragen zur Rolle von Private Credit in künftigen Finanzkrisen auf. Der wachsende Markt birgt systemische Risiken.

Pleite von First Brands wirft Schlaglicht auf Private-Credit-Systemrisiko

Finanzstabilität

Systemrisiko
Private Credit

Von Christoph Ruhkamp

Die Pleite des US-Autozulieferers First Brands lässt die Alarmglocken schrillen. Als das Unternehmen am Montag die Insolvenz in Eigenverwaltung nach Chapter 11 beantragte, war es nicht einmal in der Lage anzugeben, welches Volumen die Verpflichtungen haben, die zum Großteil aus schuldenfinanzierten Akquisitionen stammen. Es sei ein Betrag irgendwo zwischen 10 Mrd. und 50 Mrd. Dollar, teilweise außerhalb der Bilanz versteckt. Mehrere Wall-Street-Kreditgeber und Hedgefonds, darunter die Investmentbank Jefferies, sind vom Ausfall der mit Lieferantenrechnungen besicherten Kredite betroffen.

Das wirft die Frage auf, ob Private Credit in einer künftigen Finanzkrise ein bedeutender Übertragungskanal für einen systemischen Schock wird. Dass das Risiko besteht, ist offensichtlich. Der globale Private-Debt-Markt ist stark gewachsen und erreicht 2025 laut der Ratingagentur Fitch ein Volumen von 1,7 Bill. Dollar. In Europa erreichen die Leveraged-Finance-Märkte für Finanzierungen von Unternehmen mit einer Bonität unterhalb des Investment Grade 2025 einen Höchststand von mehr als 300 Mrd. Euro. Ein erheblicher Teil sind Kredite aus Private-Debt-Fonds. Die Spreads sind rekordniedrig. Sorglos werden Milliarden für Refinanzierungen schlechter Schuldner ausgereicht. Private-Debt-Fonds arbeiten zwar mit Eigenkapital, das nur moderat durch Fremdkapital ergänzt wird. Insofern wären bei vermehrten Ausfällen keine Einlagen der Sparer betroffen. Ein Grund zur Entwarnung ist das aber sicher nicht.

Auswirkungen auf die gesamte Finanzbranche

Vermehrte Defaults hätten Auswirkungen auf die gesamte Finanzbranche. Staatsfonds, Stiftungen und sogar Privatanleger würden gemäß Fitch zu den am stärksten Betroffenen gehören. Deregulierung hat das Feld auch für Versicherer eröffnet. Außerdem ergänzen Private-Debt-Fonds das Eigenkapital ihrer Investoren mit Fremdkapital, das sie bei Banken leihen. Es wird langsam unübersichtlich. So ist es höchste Zeit für einen Stresstest der Nicht-Banken. Die Vorbereitungen dafür sollten beschleunigt werden. Wenn bei vermehrten Ausfällen alle gleichzeitig zum Ausgang stürmen, wird es dort eng. Die ganze Situation weckt böse Erinnerungen an das Jahr 2008: Niemand wusste, wo die größten Risiken aus den sorglos vergebenen US-Immobilienkrediten lauerten, weil sie in großen Pools gemischt, in kleine Päckchen aufgeteilt und mit hübschen Ratings in alle Welt verkauft worden waren.

Es ist undurchsichtig, wo die Risiken aus Private Credit lauern. Die Pleite von First Brands beweist, wie wichtig ein Stresstest der Nicht-Banken wäre.