KommentarUS-Berichtssaison

Politische Qualen schlagen starke Zahlen

Die US-Unternehmen haben in der Berichtssaison geglänzt – doch die Wall Street ignoriert das weitgehend. Das zeigt: Trumps Politik stellt alles andere in den Schatten.

Politische Qualen schlagen starke Zahlen

Berichtssaison

Qualen nach Zahlen

Von Alex Wehnert

Die US-Unternehmen haben in der Berichtssaison geglänzt – doch die Wall Street ignoriert das weitgehend. Das zeigt: Trumps Politik stellt alles andere in den Schatten.

Das Chaos in Washington wird die Wall Street auch über das Ende des Government Shutdown hinaus prägen. Wie sehr der politische Lärm in der Regierungszeit von US-Präsident Donald Trump die fundamentale Geschäftsentwicklung amerikanischer Unternehmen übertönt, hat die Berichtssaison zum abgelaufenen Quartal eindrucksvoll gezeigt.

Bescheidene Outperformance

Bisher haben laut Factset über 91% der Gesellschaften im S&P 500 Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt. 82% davon überraschten mit ihrer Gewinnentwicklung positiv. Dies bedeutet den größten Anteil seit 2021 – dennoch kommt der Aktienmarkt kaum vom Fleck. Zwischen dem 14. Oktober, an dem US-Großbanken die Saison eröffneten, und Ende der vergangenen Woche legte der S&P 500 um magere 1,3% zu. Vielmehr noch: Die Median-Aktie hat zum breiten Markt am Tag nach der Vorlage lediglich eine Outperformance von 0,3% hingelegt, der historische Durchschnitt liegt laut Goldman Sachs bei 1%. Erst als sich ein Ende des Shutdowns abzeichnete, meldete sich die Wall Street zu Wochenbeginn zurück.

Positive Überraschungen und optimistischere Ausblicke sorgen bei Investoren inzwischen mehr für Erleichterung als für Euphorie. Dies liegt maßgeblich daran, dass sich die Bewertungen über Monate massiv aufgebläht haben und der Markt sich dabei hauptsächlich auf den Hype um künstliche Intelligenz stützt. Gerade an dieser Säule sind die Zweifel zuletzt aber zurecht gewachsen, da Tech-Riesen um Meta Platforms für ihre gewaltigen KI-Investitionen bisher kaum Zählbares vorzuweisen haben.

Böse Überraschungen drohen

Bei einer wachsenden Zahl der Investoren setzt sich zudem die Meinung durch, dass sich Analysten im Vorfeld der Bilanzsaison zunehmend von Management-Teams an der Nase herumführen lassen und es Unternehmen erleichtern, tief gestapelte Erwartungen zu übertreffen. Die daraus resultierenden positiven Nachrichten fegen Anleger aber umso schneller als nichtssagend beiseite, wenn die politische Unsicherheit die Börse im Griff hält.

Wer glaubt, dass Washington nach dem Ende des Shutdown zur Ruhe kommt, dem stehen noch böse Überraschungen bevor. Denn mit seiner chaotischen Handels- sowie expansiven Fiskalpolitik wird Donald Trump den amerikanischen Unternehmen in den kommenden Monaten noch massive Qualen bereiten.