Private Equity aus dem Takt
Superreturn
Private Equity aus dem Takt
Buyout-Fonds zahlen ihren institutionellen Investoren zurzeit wegen fehlender Exits nur wenig vom Einsatz zurück. Der Branche fällt es schwer, sich an niedrigere Bewertungen zu gewöhnen.
Von Christoph Ruhkamp
Auf der Superreturn ist es voller denn je. Mehr als 5.000 Vertreter von Private-Equity-Firmen und institutionellen Investoren drängen sich in Berlin auf der weltweit größten Konferenz der Branche im und um das Intercontinental-Hotel herum. Die Konferenz ist so gut besucht, dass der Veranstalter horrende Mieten für kleine Büros mit Pappwänden verlangen kann und inzwischen auch schon zum Tiny-Büro ausgebaute Anhänger entlang der Budapester Straße anbietet. Dort treffen sich die Herren und Herrinnen des Geldes und der Schulden für ihre Hintergrundgespräche.
Dass es so voll ist, deutet nicht auf einen Boom der Branche hin. Der von niedrigen Zinsen und billionenschweren Konjunkturprogrammen der Pandemiejahre gespeiste Boom hatte die Bewertungen zeitweise so sehr nach oben getrieben, dass es inzwischen immer schwerer fällt, sich von Unternehmensbeteiligungen zu den erhofften und auf dem Papier bilanzierten Preisen zu trennen. Im ersten Quartal 2025 ist die Transaktionszahl in Deutschland laut Report von EY Parthenon im Vergleich zum vierten Quartal 2024 um 12% gesunken. Die von Präsident Trump mit dem Liberation Day verbreitete Unsicherheit ist darin noch gar nicht enthalten. In Europa haben alle Regionen einen Rückgang der Deal-Aktivität verzeichnet, der von einem Minus von 8% in der deutschsprachigen Region bis zum Einbruch um 52% in Frankreich reicht. Europaweit sind es rund 30%. Insbesondere die Exit-Aktivitäten haben sich weiter deutlich verlangsamt: Die Zahl der Exits ging im Vergleich zum ersten Quartal 2024 um 9% zurück und lag 25% unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Hilfsweise werden ganze Firmenportfolios beliehen (Net Asset Value Loans) oder Unternehmen in Continuation Funds geparkt.
Neun Jahre für die Rückzahlung
Nach den Daten der Unternehmensberatung Bain entsprechen die Rückzahlungen der Private-Equity-Firmen an ihre institutionellen Investoren derzeit jährlich nur 11% des Nettovermögenswerts der Unternehmensbeteiligungen. Bleibt es bei diesem Tempo, dann dauert es neun Jahre, den Einsatz wieder herauszuholen, ganz zu schweigen von einer Rendite. Kanadische Pensionsfonds haben gerade offen gelegt, dass ihre Erträge aus Private-Equity-Investments deutlich geschrumpft sind. Dementsprechend zugeknöpft geben sich die Limited Partners überall auf der Welt, wenn es darum geht, Kapitalzusagen für neue Fonds zu machen. So viel Geld wie erhofft erhalten nur die ganz großen Adressen wie KKR, Apollo oder Blackstone – und die spezialisierten Technologieinvestoren wie Thoma Bravo. Und auch die Branchenführer brauchen häufig bis zu 18 Monate, um ihre Fonds zu füllen. Laut Bain sind die Fundraising-Ziele dreimal so umfangreich wie die von Institutionellen für Private Equity in Aussicht gestellten Beträge. Oft haben die Limited Partners ihre selbst gesteckten oder vom Gesetz vorgegebenen Obergrenzen für die Asset-Klasse schon erreicht.
Das Fundraising für Buyout-Fonds ist laut Bain im ersten Quartal um ein Drittel eingebrochen, und es zeichnet sich auch bei den Assets under Management das zweite Schrumpfungsjahr hintereinander für die erfolgsverwöhnte Branche ab. So erklärt es sich, dass die Limited Partners noch stärker als bisher auf der Superreturn von verzweifelten Fundraisern umlagert werden. Manche Vertreter von Pensionsfonds und Zusatzversorgungskassen nehmen ihre Namensschildchen ab, um nicht erkannt zu werden.
Tempo verlangsamt sich
Es gibt nur einen Ausweg aus dieser Sackgasse. Private-Equity-Firmen müssen sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass sich das Tempo der Branche auf einige Jahre hinaus verlangsamt. Rendite macht man nicht mehr allein dadurch, dass die Multiples bis zum nächsten Verkauf automatisch steigen. Es braucht die Bereitschaft, Beteiligungen zu einer Bewertung zu verkaufen, die unter dem in den Überschwangsjahren 2020 und 2021 erreichten Niveau liegt. Wenn alle zugleich zum Ausgang wollen, wird es dort ein wenig eng. Doch nur so können die Investoren wieder mehr zurückbekommen, und nur so werden die Limited Partners bereit sein, wieder neues Geld zu geben. Der Kreislauf ist aus dem Takt geraten. Es braucht eine neue und realistischere Balance.