LEITARTIKEL

Regulierung hilft Lkw-Bauern

Für die europäischen Nutzfahrzeughersteller war 2017 ein erfolgreiches Jahr. Daimler Trucks etwa steigerte den Absatz bis Ende November um 12 % und übertraf damit das gesamte Vorjahresvolumen von 415 100 Lkw. Daher rechnet der Konzern für 2017 mit...

Regulierung hilft Lkw-Bauern

Für die europäischen Nutzfahrzeughersteller war 2017 ein erfolgreiches Jahr. Daimler Trucks etwa steigerte den Absatz bis Ende November um 12 % und übertraf damit das gesamte Vorjahresvolumen von 415 100 Lkw. Daher rechnet der Konzern für 2017 mit insgesamt 465 000 verkauften Einheiten. VW Truck & Bus setzte bis Ende September mit 144 000 Fahrzeugen der Marken MAN, Scania und Volkswagen Caminhoes e Ônibus rund 9 % mehr ab. Die schwedische Volvo lieferte bis Ende September 142 588 Lkw nach 139 935 im Vorjahr aus.Die Branchenverbände sind auch für 2018 optimistisch. Der westeuropäische Markt für Schwerlaster, der 2017 stagnierte, soll leicht zulegen. Der 2016 noch rückläufige US-Markt soll um bis zu 6 % wachsen. Das größte Plus wird aber in China erwartet. 2017 wuchs der Markt um 30 % auf 1,3 Millionen Einheiten – also mehr als das Doppelte der jährlichen Daimler-Produktion. Dem Branchenverband VDA zufolge wird die Wachstumsrate zwar sinken. Dennoch wird China über Jahre die größte Wachstumsregion und der spannendste Markt für westliche Hersteller werden.Dass auch die Hersteller der Ansicht sind, zeigen deren jüngste strategische Weichenstellungen. So stieg der chinesische Autokonzern Geely sieben Jahre nach der Übernahme des schwedischen Autobauers Volvo Ende Dezember auch mit 8,9 % beim separat geführten Lkw-Konzern AB Volvo ein. Volvo soll dadurch leichteren Zugang zum Markt erhalten und kann dabei von Geelys Erfahrung bei Elektromobilität und autonomem Fahren aus dem Pkw-Bereich profitieren.Auch Daimler wurde in China tätig und besetzte zwei Schlüsselstellen neu. Die Stuttgarter fertigen mit ihrem Pkw-Partner BAIC im Joint Venture Beijing Foton Daimler Automotive Lkw der Marke Auman und importieren über Daimler Trucks and Buses China zudem die Marke Mercedes-Benz. Seit 1. Januar verantwortet der globale Produktionsleiter Sven Ennerst China im Truck-Vorstand. Das Joint Venture trennte sich unter Federführung von BAIC zudem vom bisherigen Chef, der durch die Amerikanerin Kelley Platt ersetzt wurde. Sie trug in den vergangenen Jahren maßgeblich dazu bei, das US-Geschäft von Daimler Trucks zu stabilisieren.VW-Truck-Vorstand Andreas Renschler will indes die Kooperation der Tochter MAN mit der chinesischen Sinotruk stärken, die dort mit 25 % plus eine Aktie beteiligt ist. Renschler würde, wenn er mehr unternehmerischen Einfluss erhält, aufstocken. Neue Partnerschaften schließt er ebenso wenig aus wie Daum.Diese Schritte haben nicht unbedingt das Ziel, das aktuelle Geschäft zu stärken. Etwa 80 % des chinesischen Marktes sind derzeit für Hersteller hochwertiger Lkw nicht attraktiv, weil deren Produkte für den Bedarf in China technologisch zu ausgefeilt und dadurch zu teuer sind. Der Markt ist fest in Hand chinesischer Hersteller wie dem Marktführer FAW Jiefang. Daimlers Joint Venture Foton rangiert mit einem Marktanteil von rund 10 % auf Platz fünf. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich diese Aufteilung in den nächsten Jahren umkehrt. Der Haupttreiber dafür wird, wie im Pkw-Bereich, die schärfere Regulierung von Emissionen sein, die politisch gewollt ist und alternative Antriebe in den Vordergrund drängt.Im November gab es Meldungen, wonach Volvo Trucks künftig neben Elektro-Bussen, die bereits in Göteborg getestet werden, auch E-Trucks anbieten könnte. Dass die chinesischen Behörden vor diesem Hintergrund keine Einwände gegen die Beteiligung durch Geely haben, gilt als sicher. Daimler hat mit dem E-Canter der japanischen Tochter Fuso einen kleineren E-Lkw auf dem Markt, auch der größere E-Fuso Vision One ist straßentauglich. Im Februar wird ein Update zum elektrischen Schwerlaster Actros erwartet, der ab 2019 auf den Markt kommen könnte. Einen ähnlichen Zeitplan verfolgen VW und ihr US-Partner Navistar mit einem mittelschweren E-Lkw.Auch der US-Konzern Tesla, der Pkw-Herstellern regelmäßig die Show stiehlt, damit aber keinen Gewinn macht, stellte kürzlich eine E-Truck-Studie vor. Anders als die konventionellen Hersteller hat Tesla in China jedoch keine Partner und plant – soweit bekannt – bisher auch nur ein Pkw-Werk vor Ort. Doch, und das ist auch Daimler, VW oder Volvo klar, kann es bei Tesla im Zweifel schnell gehen. Sollte sich der Konzern auch im chinesischen Lkw-Markt positionieren, wird es dort in den nächsten Jahren noch spannender.——–Von Isabel GomezChinas Nutzfahrzeugmarkt wird sich durch Regulierung wandeln. Davon könnten westliche Hersteller profitieren, die sich schon strategisch dafür positionieren.——-