KommentarItalienische Bankenkonsolidierung

Roms unheilvolle Interventionen

Italiens Regierung mischt sich immer ungenierter in die Wirtschaft des Landes ein. Das ist ein fahrlässiges Spiel mit dem Vertrauen der Investoren.

Roms unheilvolle Interventionen

Italien

Ungenierte
Interventionen

Von Gerhard Bläske

Italiens Banken sind stärker denn je. Sie haben ihre Lektionen gelernt und ihre Hausaufgaben gemacht. Der folgerichtige nächste Schritt ist die Konsolidierung des Sektors – und auch hier geht es voran. Insgesamt sechs Übernahmevorhaben laufen derzeit auf dem italienischen Stiefel. Allerdings sind die Erfolgsaussichten in mehreren Fällen mehr als unsicher, was an den zunehmend ungenierten Eingriffen der italienischen Regierung liegt.

Die Verschiebung der Hauptversammlung bei der Investmentbank Mediobanca lässt diesbezüglich Böses ahnen. Denn mehrere Mediobanca-Aktionäre, die dem Staat nahestehen bzw. von ihm abhängig sind, drohen die Übernahme der Banca Generali zu blockieren, mit der CEO Alberto Nagel einen nationalen Champion in der Vermögensverwaltung bilden will.

Rom hat andere Pläne

Mediobanca will durch die Verschiebung der Abstimmung erst einmal Zeit gewinnen. Doch es ist sehr gut möglich, dass das ganze Vorhaben scheitert. Denn Rom hat anderes vor. Die Regierung will, dass die teilstaatliche Monte dei Paschi die Mediobanca übernimmt, womit eine neue Nummer 3 in Italiens Bankenwesen entstünde. Dazu soll möglichst auch noch die Versicherung Generali gehören, an der die Mediobanca mit 13% beteiligt ist. Eine Übernahme der Banca Generali durch die Mediobanca wäre ein Störfaktor und würde diese Pläne wohl vereiteln.

Wieder einmal beweist die italienische Regierung, dass sie nichts vom Markt hält. Wer Roms Pläne durchkreuzen könnte, muss damit rechnen, dass ihm Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. So sind die staatlichen Auflagen für die Übernahme der BPM durch die Unicredit so streng, dass sich das Vorhaben wohl nicht rechnet. Auch die Bildung eines großen europäischen Vermögensverwalters aus Generali und der französischen Natixis versucht Rom zu verhindern. Dass die Staatsanwaltschaft Mailand jetzt wegen der Umstände der Veräußerung von Anteilen an der Monte dei Paschi Ermittlungen aufgenommen hat, passt da nur ins Bild. Die italienische Regierung droht mit diesem Verhalten das Vertrauen der Investoren zu verspielen.

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