MarktplatzRekorde bei Nikkei und Topix

Rückkehr ins Rampenlicht

Eine perfekte Mixtur von Faktoren hat Japans große Aktienbarometer auf Rekordhöhen getrieben. Kippt die Goldilocks-Situation, droht jedoch eine scharfe Korrektur.

Rückkehr ins Rampenlicht

japanische aktien

Rückkehr ins Rampenlicht

Von Martin Fritz

Die Ankündigung hoher US-Einfuhrzölle, insbesondere für Autos, ließ die japanischen Indizes Anfang April kräftiger einbrechen als Dax, EuroStoxx und S&P 500. Doch nach dem Ausverkauf in Tokio erkannten ausländische Investoren ihre Chance, günstig in den japanischen Markt einzusteigen. In den 17 Wochen nach dem Zollhammer kauften sie kontinuierlich in Japan zu. Bis Anfang August summierten sich ihre Käufe auf netto 35 Mrd. Euro. Damit bewiesen sie den richtigen Riecher. Am Dienstag erreichten Nikkei 225 und Topix neue Rekorde.

Lahmendes Japan-Interesse

Nach dem Blitz-Crash im August vergangenen Jahres, eine indirekte Folge der Abwicklung von Yen-Carry-Trades, hatten viele Anleger das Interesse an Japan verloren. Die Aussicht auf steigende Zinsen und eine Yen-Aufwertung mit negativen Folgen für die Firmengewinne sowie die erste Minderheitsregierung seit über drei Jahrzehnten sorgten für Zurückhaltung. Die Zollpolitik von Trump bedroht das Wachstum der Weltwirtschaft, worauf Japans zyklischer Aktienmarkt besonders sensibel reagieren würde.

Doch in den vergangenen Monaten begann Japans rote Sonne wieder zu leuchten und vertrieb den Nebel. Die Investoren gewöhnten sich an die Zölle. Die Bank of Japan zögerte mit dem nächsten Zinsschritt, der Yen wertete nicht so stark auf. Die Gewinnprognosen fielen überraschend positiv aus. Viele Unternehmen wollen ihre Ausschüttungen an Aktionäre weiter erhöhen und gingen teilweise auf Forderungen von aktivistischen Investoren ein. Anfang August schließlich konnte Japan die Wucht des US-Zollhammers um mehr als die Hälfte auf 15% reduzieren. Damit verschwand das Damoklesschwert, das über der japanischen Autoindustrie schwebte. Auch profitierte der Aktienmarkt besonders von der fulminanten Rally der Tech-Werte.

Perfekte Mischung als Treiber

Diese perfekte Mixtur schob japanische Aktien zurück ins Rampenlicht. Doch die Goldilocks-Situation muss nicht von Dauer sein. Die alten Sorgen über Inflation, Zinsen, Währung und Konjunktur könnten schnell wieder aufleben - und Aktien in Japan womöglich erneut tiefer in den Keller schicken als Aktien in anderen Märkten.