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RWE droht wie Orsted Kapitalbedarf für US-Offshore-Projekte

Die Orsted-Aktie stürzt nach unerwarteter Kapitalerhöhung um ein Viertel ab. Der geplatzte Anteilsverkauf am US-Windprojekt und hohe Investitionskosten belasten den dänischen Windparkentwickler. Dasselbe droht RWE.

RWE droht wie Orsted Kapitalbedarf für US-Offshore-Projekte

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Orsteds Kapitalnot droht auch RWE

Von Christoph Ruhkamp

Dass die Orsted-Aktie an diesem Montag um mehr als ein Viertel auf den niedrigsten Wert seit dem Börsengang im Jahr 2016 abgestürzt ist, liegt nicht nur an dem ungewöhnlich großen Umfang der angekündigten Kapitalerhöhung von 8 Mrd. Euro, sondern auch daran, dass die Kapitalspritze unerwartet kommt. Eigentlich laufen die Geschäfte des dänischen Meereswindparkentwicklers gut. Nur hat das Unternehmen, das vom dänischen Staat kontrolliert wird, keinen Käufer für Anteile an seinem US-Offshore-Projekt Sunrise Wind gefunden, der einen aus Sicht der Dänen angemessenen Preis bezahlt hätte. So behält Orsted das Projekt und muss jetzt die milliardenschweren Investitionen selbst finanzieren. Zwei Drittel der Kapitalspritze sind dafür reserviert. Die resultierende Verwässerung für die bestehenden Aktionäre ist erheblich.

Alle Aktien aus dieser Bezugsrechtsemission, die nicht der dänische Staat oder ein privater Investor zeichnet, landen in den Büchern von Morgan Stanley. Aber die Hälfte geht an die Regierung in Kopenhagen, und das ist so teuer, dass es für politischen Streit sorgt. In einer kurzen Erklärung sagte der dänische Finanzminister Nicolai Wammen, eine Kapitalerhöhung sei „notwendig“. Sie ist Teil einer umfassenderen Umstrukturierung, nachdem Orsted aufgrund der Offshore-Windprojekte in den USA und explodierender Kosten im globalen Portfolio Wertminderungen in Milliardenhöhe erlitt. Das Unternehmen hat seit dem Höchststand im Jahr 2021 mehr als 80% des Marktwerts verloren.

Zeitverzögert dasselbe Problem

Anders als man befürchten könnte, hat die Emission bisher nicht die Kurse von Wettbewerbern wie RWE oder Iberdrola mit nach unten gezogen. Deren Aktien reagierten unbeeindruckt. Auch der deutsche Konzern hat drei US-Offshore-Projekte. Die befinden sich noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium und kosten deshalb nicht viel. Das kann sich aber eines Tages ändern. Dann muss RWE entweder die 1,1 Mrd. Euro abschreiben, mit denen die Projekte in den Büchern stehen, oder ebenfalls investieren. Vielleicht ist Trump, der die Rentabilität der Projekte schmälerte, bis dahin weg, vielleicht aber auch nicht.