KommentarÜbernahme von Electronic Arts

Saudisches Spielgeld

Electronic Arts wird für 55 Mrd. Dollar von einer Investorengruppe geschluckt. Es ist der größte LBO aller Zeiten. Für den saudischen Staatsfonds hingegen sind das Peanuts.

Saudisches Spielgeld

Electronic Arts

Saudisches
Spielgeld

Von Philipp Habdank

Saudi-Arabiens
Milliarden sind weltweit gern gesehen. Das Königreich investiert stark in Sport und Gaming.
Der Glanz soll von den Schattenseiten ablenken.

Schon die alten Römer verstanden es, das Volk mit Gratisgetreide und Massenunterhaltungen wie Gladiatorenkämpfen von politischen Problemen abzulenken. Panem et circenses: Brot und Spiele. Heute nutzen Autokratien diese Ablenkungsstrategie, um auf der Weltbühne und gegenüber Investoren und Geschäftspartnern ein freundlicheres Gesicht zu zeigen. Der Unterschied zum antiken Rom: In den Arenen kämpfen keine Sklaven mehr mit blutigem Schwert. Die Gladiatoren von heute sind Sportler oder Gamer, die im Wettkampf gegeneinander antreten und in Stadien und Hallen die Massen begeistern.

Saudi-Arabien hat diese uralte Ablenkungsstrategie perfektioniert. Das autokratisch geführte Königreich verfügt dank seiner gigantischen Ölvorkommen mit dem Public Investment Fund (PIF) über den größten Staatsfonds der Welt. Etwa 1 Bill. Dollar stehen den Saudis in diesem Fonds schätzungsweise zur Verfügung. Mit diesem Geld beteiligen sie sich weltweit im großen Stil an Unternehmen. Zum einen, um sich langfristig wirtschaftlich unabhängiger vom Öl zu machen und in andere Branchen zu diversifizieren. Zum anderen, um die Investitionsquote im Ausland zu erhöhen.

Saudi-Arabien nutzt die Macht des Sports

Viele dieser Milliarden fließen gezielt in einen Bereich, der Menschen mit positiven Emotionen auflädt: die Unterhaltungsindustrie. In den USA ist der PIF nun Teil eines Investorenkonsortiums, das den bekannten Videospiele-Hersteller Electronic Arts (EA) für 55 Mrd. Dollar von der Börse nehmen will. Das ist der größte Leveraged-Buyout aller Zeiten – für die Saudis hingegen im wahrsten Sinne des Wortes kaum mehr als „Spielgeld“. Das Königreich will zum globalen Zentrum für Gaming und E-Sports werden. In Riad fand dieses Jahr bereits der Esports World Cup 2025 statt.

Im Scheinwerferlicht der Weltöffentlichkeit steht das Land spätestens 2034. Dann richtet Saudi-Arabien die Fußballweltmeisterschaft aus. Schon heute lockt das Königreich mit viel Geld prominente Fußballer wie Cristiano Ronaldo in die heimische Fußballliga. Im Ausland gehört dem PIF der britische Fußballclub Newcastle United.

Das freundliche Gesicht für Investoren hat noch ein anderes Antlitz: Laut Amnesty International wurden in Saudi-Arabien von Januar 2014 bis Juni 2025 insgesamt 1.1816 Menschen hingerichtet – allein 180 in diesem Jahr.