Schmuddelkindern früh auf der Spur
Schmuddelkindern früh auf der Spur
Payment-Dienstleister
Schmuddelkindern früh auf der Spur
Von Tobias Fischer
Der Kampf gegen Finanzkriminalität bleibt mühsam, aber Deutschland schlägt sich besser als im Fall Wirecard.
Ein weltumspannendes Betrugsnetzwerk, Millionen geprellte Kreditkarteninhaber, massenhaft Fake-Abos und -Webseiten, von Kriminellen missbrauchte deutsche Paymentfirmen, denen Insider-Täter zu Diensten waren, zu denen sogar ein früherer Unternehmensgründer gehören soll: Der aufgeflogene Fall eines Rings an Kreditkartenbetrügern und Geldwäschern weckt auf den ersten Blick Erinnerungen an Wirecard. Doch ein Spin-off des Dramas um das Schein-Imperium des verblichenen Zahlungsdienstleisters aus Aschheim ist trotz seiner Dimension und Spektakularität nicht in Sicht.
Prävention verbessert
Damals blieben deutsche Politik und die Riege an Aufsehern weitgehend untätig, weil sich keiner zuständig fühlte, weil zu viele zuständig waren. Ein klassischer Fall von Verantwortungsdiffusion also. Seitdem hat sich in der Prävention von Finanzkriminalität einiges getan, nicht nur in der Zusammenarbeit der Akteure. Die so oft gescholtene Financial Intelligence Unit (FIU) hat nun mit ihren Analysen von Verdachtsmeldungen dazu beigetragen, die Strafverfolger auf die richtige Spur zu bringen.
Geholfen hat dabei das erst seit wenigen Jahren praktizierte Prinzip „Follow the money“. Kriminelle hinterlassen im Finanzsystem oft Spuren und Muster, die Ermittlern und Aufsehern Erkenntnisse bieten können.
Die BaFin wiederum wurde nach der Causa Wirecard auf links gedreht, die Führungsriege ausgetauscht, das Haus modernisiert. Es verfolgt zeitgemäße Analysemethoden und einen risikobasierten Ansatz, der sich auf die schwierigen Fälle konzentriert, statt sich im Klein-Klein zu verlieren.
Seit Jahren haben die Bonner Finanzaufseher die Payment-Dienstleister auf dem Kieker. Und zwar genau die, die im aktuellen Fall von sich reden machen, weil sie Kriminellen die Möglichkeit boten, sie für ihre Zwecke zweckzuentfremden. Die Schmuddelkinder hatte die BaFin also frühzeitig im Blick.
Defizite in Geldwäschebekämpfung
Payone erteilte sie 2023 ein teilweises Transaktions- und Neukundenverbot, wegen hoher Geldwäscherisiken und eines zwielichtigen Portfolios von Onlinehändlern. Unzer E-Com hielt die Aufsicht 2022 vor, sich auf Scheinfirmen eingelassen zu haben und mit der Geldwäscheprävention nicht so genau zu nehmen und schickte einen Sonderbeauftragten. Auch Concardis musste Mängel in der Prävention beseitigen.
Gewiss, bis Erkenntnisse in Handlungen umschlagen, dauert es, und Probleme im Kampf gegen Finanzkriminalität bestehen weiterhin. Betroffene klagen noch immer über mangelnden Austausch, Unterbesetzung, Kompetenzrangeleien, Bürokratie, Silodenken. Doch Verbesserungen sind bemerkbar, und die neue EU-Institution AMLA lässt auf zusätzliche Impulse hoffen.
