Hiobsbotschaften am Fließband
Hiobsbotschaften am Fließband
Automobilindustrie
Hiobsbotschaften
am Fließband
Von Joachim Herr
Die Autobranche ringt in den großen Märkten mit teils gegensätzlichen Problemen – ein fast unmöglicher Drahtseilakt.
Kaum ein Tag vergeht ohne schlechte Nachrichten aus der Automobilindustrie. Am Dienstag gab es gleich drei: Der bayerische Zulieferer Webasto, der um ein Sanierungskonzept ringt, baut noch mehr Arbeitsplätze in Deutschland ab als bisher geplant. Der französische Reifenhersteller Michelin muss sein Ergebnisziel für dieses Jahr stärker als befürchtet senken, was auch an der Schwäche des Lkw-Markts in Nordamerika liegt. Und der US-amerikanische Autohersteller General Motors meldet eine dicke Ergebnisbelastung von 1,6 Mrd. Dollar fürs vergangene Quartal.
Für die Misere der Unternehmen und der gesamten Branche lassen sich drei wesentliche Gründe erkennen. Erstens mehr oder weniger schwere Fehler von Managern. Zweitens sind steigende Zahlen der globalen Fahrzeugproduktion seit dem Höhepunkt im Jahr 2017 passé. Drittens kostet der Übergang von der Verbrennertechnik zur Elektromobilität nicht nur wie erwartet enorm viel, sondern der Wandel ruckelt gewaltig – auch wegen falscher, unklarer oder wechselnder Vorgaben der Politik.
Kaufanreize gestrichen
Groß ist die Unsicherheit in der Europäischen Union – Verbrenneraus im Jahr 2035 ja oder nein? – und in den USA. Mit der Kehrtwende der Regierung unter Präsident Donald Trump begründet General Motors die jüngste Milliardenbelastung. Trump, der die Erwärmung der Erde und deren Folgen ignoriert, hat die Steueranreize für den Kauf von Elektroautos gestrichen und lockert gleichzeitig die Emissionsvorschriften. Autos mit Verbrennermotoren bekommen deshalb einen neuen Schub. Die Hersteller müssen viel länger warten, bis sich ihre Investitionen in die Elektromobilität auszahlen. Für etliche Zulieferer dauert das zu lang, ihnen geht vorher die Puste aus.
Die deutschen Autokonzerne müssen strategisch und finanziell ganz unterschiedliche Bedingungen in ihren drei größten Märkten bewältigen. Diese Aufgabe wird immer mehr zur Zerreißprobe. In China tobt ein unerbittlicher Preiskampf für die dominierenden Elektroautos. VW, BMW und Mercedes-Benz sind dort weit zurückgefallen. In Europa verunsichert das Hickhack der EU-Politik um das Ausstiegsjahr 2035 die Konsumenten und erschwert den Unternehmen die Planbarkeit. In den USA ist die Marschrichtung von Trump zwar einigermaßen klar. Aber was kommt danach: doch eine Trendwende zur E-Mobilität?
Nur eine Frage der Zeit
Zu befürchten ist, es wird noch mehr schlechte Nachrichten aus der Autobranche geben. Die Frage ist nur, in wie viel Tagen die nächsten folgen.