KommentarSchwedisches Stahl-Startup

Das Blau-Gelbe vom Himmel

Die schwedischen Industrie-Startups Northvolt und Stegra haben viel versprochen. Gehalten haben sie bislang wenig.

Das Blau-Gelbe vom Himmel

Stahl-Startup

Das Blau-Gelbe
vom Himmel

Von Karolin Rothbart

Was ist nur mit den Schweden los? Das Land, das sich dank unternehmerischer Erfolgsgeschichten wie Spotify, Klarna oder zuletzt Lovable einen Namen als europäischer Startup-Hotspot erarbeitet hat, scheint sich in der deutlich teureren Industrie-Transformation doch recht schwer zu tun – und dabei eines seiner typisch schwedischen Lebensphilosophien aus den Augen zu verlieren: Das Prinzip „Lagom“, wonach Dinge „bewusst, ausgewogen und ohne Übermaß“ angegangen werden sollen.

Vollmundige Versprechen

Im Fall von Northvolt kann von „Lagom“ schon mal keine Rede sein. Das Batterie-Startup wollte Europa unabhängig von der Konkurrenz aus China machen. Doch im März schlitterte es in die Insolvenz und sieht sich Vorwürfen ausgesetzt: Die Firma habe zu viel versprochen und die Expansion zu schnell und zu ambitioniert vorangetrieben. Northvolt habe Fabriken auf der ganzen Welt errichtet, obwohl die Produktion in bestehenden Werken alles andere als effizient und sicher gelaufen sei.

Und nun soll es mit Stegra einen weiteren schwedischen Jungstar geben, der große Pläne für den grünen Wandel in der Industrie hat, aber mit Finanzengpässen kämpft: Das 2020 gestartete Grünstahl-Unternehmen, früher bekannt als H2 Green Steel, benötige für sein Überleben 1,5 Mrd. Euro und habe auch schon die Möglichkeit einer Insolvenz diskutiert, berichtet die „Financial Times“. Grund seien nicht eingehaltene Zeitpläne und ausufernde Kosten.

Schwedens Industrie-Startups Northvolt und Stegra haben viel
versprochen. Gehalten haben sie bislang wenig.

Stegra will im nordschwedischen Ort Boden das „weltweit erste“ Werk zur großvolumigen Erzeugung von grünem Stahl errichten. Bis 2030 sollen dort jedes Jahr fünf Millionen Tonnen Stahl produziert werden – und zwar mit grünem Wasserstoff statt mit Kohle. Die Produktion sollte ursprünglich 2024 losgehen, nun steht 2026 auf dem Plan. Bislang hat das Startup 6,5 Mrd. Euro eingesammelt. Zu den Investoren gehören unter anderem Schaeffler, Mercedes-Benz und Siemens.

Northvolts Gründer

Das Startup arbeitet nach eigener Aussage an einer neuen Finanzierung und erhalte „starke Unterstützung durch die Gründer und Hauptinvestoren“. Die Gründer sind dieselben, die auch Northvolt angeschoben haben: Die schwedische Vargas Holding, die sich als „Impact Company Builder“ bezeichnet, der „regionale oder globale Führungspositionen aufbauen“ und „Grenzen für eine nachhaltige Zukunft verschieben“ will. Klingt zwar nicht nach „Lagom“, doch allein für die Umwelt bleibt auf einen besseren Ausgang als bei Northvolt zu hoffen.