KommentarKapitalvorgaben für die UBS sind übertrieben

Schweizer Politik auf Abwegen

Die Schweizer Finanzministerin will von der UBS zusätzliches Eigenkapital fordern, obwohl die Bank sehr gut damit ausgestattet ist. Es droht ein Wegzug aus der Schweiz. Das würde den Finanzplatz schwächen.

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Von Björn Godenrath

Die UBS ist gut kapitalisiert. Die Eidgenossen schaden sich selbst, wenn sie diese starke Bank verprellen.

Kaum befinden sich Europas Banken im vollen Lauf, da werden ihnen auch schon Knüppel zwischen die Beine geworfen. Da ist zum einen die Umsetzung verschärfter Basel-III-Regeln. Das wollen die US-Banken mit freundlicher Unterstützung ihrer Regierung ignorieren. Zum anderen sind da die Pläne des Schweizer Finanzministeriums, der UBS zusätzliches Eigenkapital von 24 Mrd. Dollar aufzubrummen, um die Bank als systemrelevantes Institut noch sturmfester zu machen.

Die UBS hat schon einen guten Krisenschutz

Dieses Ansinnen ist abwegig, hält die UBS doch schon üppig Bail-in-fähiges Kapital vor. Mehr als 210 Mrd. Dollar stehen zur Verfügung, bevor es ans Kernkapital ginge. Das ist mit einer harten Quote von 14,4% solide. Zur Erinnerung: Die Credit Suisse ist nicht umgekippt, weil sie zu wenig Kapital vorhielt. Sie hatte ihre im Geschäftsmodell immanenten Risiken nicht im Griff und ist daran gescheitert. Die um Lösungen ringende Regierung machte Druck, damit die UBS die Kuh vom Eis holt und es nicht zu einer Verstaatlichung kommt.

Ermotti hat sich ins Gegenlobbying begeben

Vor dem Hintergrund wäre ein regulatorisch neutrales Verhalten in der Schweiz angebracht – auch wenn die UBS inklusive der Credit Suisse noch systemrelevanter ist. Aber Konzernchef Sergio Ermotti hat hinsichtlich der Kapitalausstattung seine Hausaufgaben gemacht und sich nun ins Gegenlobbying begeben. Im Hintergrund wird ventiliert, dass eine Verlegung des Hauptsitzes nun verstärkt geprüft werde, mit London als erste Option. Doch es darf bezweifelt werden, dass dieser Schachzug ausreichend Druck entfaltet, um Finanzministerin Karin Keller-Sutter von ihren Plänen abzubringen.

Etappensieg mit Verlagerung von Entscheidungen ins Parlament

Aber die Standortdiskussion mit der Möglichkeit einer regulatorischen Arbitrage steht damit auf der Agenda. Das dürfte unabhängig von der Realisierbarkeit vor Augen führen, wie wertvoll die UBS für die Schweiz ist. Einen ersten Etappensieg hat die Bank schon verbucht: Neuen Bankenregeln muss das Parlament zustimmen. Die Regierung kann nicht wie geplant, das Gros der Vorschriften selbst erlassen.

Was ist gut für den Finanzplatz?

Diese Gefechtslage kommt der UBS entgegen, die sich nun für die im Herbst beginnende Konsultation rüstet. Ermotti will im September eine umfassende Einschätzung zu den geplanten Vorgaben veröffentlichen. Sie dürfte zeigen, wie stark die UBS mit zusätzlichen Kapitalvorgaben an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen würde. Die Finanzministerin wird einlenken müssen, da sie sonst dem Finanzplatz Schweiz schaden würde.