Notiert in Frankfurt

Slalom auf der Eschersheimer

Die Urlaubszeit bringt in Frankfurter Büros drei Typen an Menschen zum Vorschein. Und selbst diejenigen, die gerade die Ferien genießen, beschäftigen die wenigen, die noch das Office hüten.

Slalom auf der Eschersheimer

Notiert in Frankfurt

Slalom auf der Eschersheimer

Von Detlef Fechtner

In diesen Tagen trifft man in Frankfurt auf drei Typen Mensch. Erstens die, die schlecht gelaunt sind, weil sie ihren Urlaub schon hinter sich haben, deshalb die übliche Nachurlaubsdepression durchleben, sich durch Hunderte liegengebliebene E-Mails durchkämpfen müssen und dafür doppelt so viel Zeit brauchen, weil sie alle wichtigen Passwörter und Türeingangscodes vergessen haben. Zweitens die, die noch schlechter gelaunt sind, weil sie ebenfalls ihren Urlaub hinter sich haben, aber nicht einmal Farbe bekommen haben, weil es drei Wochen lang an der Ostsee oder in Garmisch nur geschüttet hat. Und drittens die, denen man auf gar keinen Fall über den Weg laufen möchte, weil sie unglaublich gute Laune haben, da sie in den nächsten Tagen erst ihren Urlaub antreten. Genau die, die in jedem noch so kurzen Gespräch in der Teeküche unbedingt noch einmal loswerden wollen, dass sie ja schon so gut wie am Strand sind.

Und dann gibt es natürlich noch die, die gerade in Urlaub sind. Es müssen ganz schön viele sein, denn die Stadt ist ziemlich leer. So leer, dass man werktags morgens um 7 Uhr mit dem Fahrrad Slalom auf dem Mittelstreifen der Eschersheimer Landstraße fahren kann, weil so gut wie kein Pendler unterwegs ist. Und so leer, dass einem der U-Bahn-Fahrer samstags morgens um halb acht zuwinkt, wenn der Zug in die Station einfährt – weil er und Sie gefühlt die beiden einzigen Menschen sind, die an einem Samstag mitten im Sommer arbeiten.

Die jüngsten Zahlen, die Frankfurts Flughafenbetreiber vor wenigen Tagen vorgelegt hat, bestätigen die Vermutung, dass sich der Ferienreiseverkehr wieder kräftig belebt hat. Das Passagieraufkommen liegt deutlich über Vorjahr und soll, so hofft das Fraport-Management, im Gesamtjahr wieder auf 90% des Vor-Corona-Jahres 2019 anziehen.

Wohin die Bundesbürger in den Sommerferien reisen, darüber gibt es natürlich in der aktuellen Saison noch keine belastbaren Daten. Aber wenn sie sich nicht komplett anders verhalten als in den vergangenen Jahren, dann liegt das Lieblings-Urlaubsland der Deutschen nach wie vor einsam an der Spitze: Deutschland. Was die beliebtesten Städte-Destinationen angeht, so liegt Frankfurt – unverständlicherweise aus Sicht des Frankfurters – nicht in der Spitzengruppe. Die Bundesbürger favorisieren Berlin, Hamburg und München, die ausländischen Touristen zieht es nach Rothenburg ob der Tauber, Dresden und Berlin.

Der Ruhe in der Stadt – und das nicht nur in den üblichen Oasen der Stille wie im Palmengarten, im Garten des Himmlischen Friedens im Bethmannpark oder im Garten des Liebieghauses – entsprechend anstrengend ist es gegenwärtig, Ansprechpartner im Bankenviertel zu kontaktieren. In der Mehrheit der Fälle kommt umgehend die Abwesenheitsnotiz zurück. Neulich war eine darunter, die Abwesenheit bis Mitte September ankündigte. Na gut, das kann man Urlaub nennen, kann dazu aber auch schon Sabbatical sagen.

Die in diesen Hinweisen angegebenen Kollegen, an die man sich wenden soll, wissen oft in der Sache nicht Bescheid und schlagen vor, doch einfach abzuwarten, bis der Ansprechpartner selbst wieder im Büro ist. Das wiederum führt dazu, dass die erste September-Woche dann so richtig, richtig arbeitsintensiv wird. Aber gut, dann kann man ja so langsam mit dem Rückwärtszählen bis zu den Herbstferien beginnen.

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