Spac-Hype am Höhepunkt
Ausgerechnet jetzt wird der größte Spac-Deal aller Zeiten abgeschlossen. Anthony Tan, der 39-jährige Gründer des südostasiatischen Mitfahrtenvermittlers Grab, beweist Gespür für das richtige Timing. Die 40 Mrd. Dollar schwere Verschmelzung des 2012 gegründeten Start-ups aus Singapur kommt gerade noch rechtzeitig – in dem Moment, in dem die Anzeichen zunehmen, dass die Begeisterung der Investoren für Special Purpose Acquisition Companies (Spacs) abzuflauen beginnt.
In den ersten 14 Wochen des Jahres haben die bei ihrem Börsengang zunächst leeren Blankoscheck-Übernahmevehikel in den USA noch 90 Mrd. Dollar frisches Kapital eingesammelt – mehr als jemals zuvor. In den letzten zehn Tagen war es nur noch 1 Mrd. Dollar. Vor allem die institutionellen „Pipe“-Investoren (Private Investment in Public Equity) wenden sich von Spacs langsam ab, weil das Angebot überbordend ist und die hohen Bewertungen im umgekehrten Verhältnis zur knapper werdenden Menge an lohnenden Übernahmezielen stehen. Rund 500 Spacs suchen mit 170 Mrd. Dollar nach Akquisitionen.
Wenden sich die Pipe-Investoren ab, dann fehlt auch das Geld für die bei Spac-Fusionen flankierend ablaufenden Kapitalerhöhungen der übernommenen Unternehmen. Hinzu kommt die in jüngster Zeit verstärkte Kontrolle durch Regulierungsbehörden wie die US-Börsenaufsicht SEC, die keine übertriebenen Erfolgsprognosen der Spacs mehr zulassen wollen.
Im Falle von Grab ist es dem Spac-Gründer Altimeter Capital gelungen, Vertrauen in das Übernahmevehikel Altimeter Growth zu wecken. Der Spac-Sponsor steckt selbst 750 Mill. Dollar in das Unternehmen Grab – und damit ein Fünftel des frischen Kapitals. Zusammen mit einer dreijährigen Lock-up-Periode für die Aktien beweist das laut Grab-CEO Tan das langfristige Engagement. Altimeter, die ein Vermögen von 15 Mrd. Dollar verwaltet, hat außerdem bis zu 500 Mill. Dollar für eine weitere Investition zugesagt. Unter diesen Bedingungen und wegen der guten Wachstumsaussichten in Südostasien haben sich Weltklasse-Investoren wie BlackRock oder Fidelity als Co-Investoren überzeugen lassen.
Für Spacs, die in eines der zahllosen Elektroauto-Start-ups oder einen der vielen Anbieter fliegender Taxis investieren wollen, könnte es jedoch bald deutlich schwieriger werden. Auch wenn die billionenschweren staatlichen Konjunkturprogramme und der offene Geldhahn der Notenbank für einen steten Kapitalstrom sorgen: Die Investoren werden wählerischer und machen nicht mehr jeden Hype mit.
