Notiert inMadrid

Spanien stimmt Deutsche optimistischer

Viele deutsche Konzerne in Spanien erwarten eine weitere Verbesserung des Umfelds und planen Investitionen. Besuch von Bundespräsident Steinmeier.

Spanien stimmt Deutsche optimistischer

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Spanien stimmt Deutsche optimistischer

Von Thilo Schäfer

In diesen turbulenten Zeiten ist Spanien mit seiner anhaltend robusten Konjunktur (Wirtschaftswachstum von 2,8%) ein kleiner Lichtblick für deutsche Konzerne, die im Ausland tätig sind, wenn man nach der Herbstumfrage der Deutschen Industrie und Handelskammer geht. Die AHK in Madrid veröffentlichte vor kurzem die Ergebnisse für Spanien aus dem World Business Outlook der DIHK. Demnach erwarten 41,3% der befragten deutschen Unternehmen für das kommende Jahr eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. In Deutschland blicken dagegen nur 15% der Firmen optimistisch auf 2026.

Enge Verflechtungen

Die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Deutschland und Spanien sind traditionell sehr eng. Eine Vielzahl von Dax-Konzernen und anderen Unternehmen operieren auf der Iberischen Halbinsel. Am Donnerstag wird ein hochrangig besetztes spanisch-deutsches Unternehmerforum von allerhöchster Instanz eröffnet. König Felipe VI. steht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Seite. Die Liste der Sprecher auf der Veranstaltung verdeutlicht die wechselseitigen wirtschaftlichen Beziehungen: Emilio Gayo, COO von Telefónica, dem zweitgrößten Telefonanbieter in Deutschland, Fernando Silva, CEO von Siemens, das seit 1895 in Spanien aktiv ist, sowie Vorstände von Wacker Chemie, dem Rüstungskonzern Indra, Bayer oder Volkswagen. Die Spanierin Belén Garijo verkörpert als CEO des Pharmariesen Merck praktisch beide Seiten.

Merck hat neue Investitionen in sein Biotechnologiewerk in Tres Cantos bei Madrid angekündigt. BASF steckt Geld in ein Forschungszentrum in Almería. VW bescheinigt, dass die Arbeiten für die Batteriefabrik in Sagunt gut vorankommen und im kommenden September die Produktion beginnen kann. Das Projekt für 10 Mrd. Euro ist die größte einzelne Auslandsinvestition in Spanien. Laut der Umfrage der Handelskammer plant ein Drittel der deutschen Unternehmen in Spanien im neuen Jahr Investitionen. Spanien ist trotz des vom Binnenkonsum getriebenen Wachstums auch anfällig für die weltweiten Spannungen um Zölle und Kriege. Die Auslandsinvestitionen sind nach einem hohen Niveau 2024 in diesem Jahr spürbar gefallen.

Spanier mögen Deutschland

Deutschland ist bei den Spaniern wiederum das beliebteste Land in Europa, sogar vor Spanien selbst, wie eine Umfrage der Denkfabrik Real Instituto Elcano in Zusammenarbeit mit der Botschaft der Bundesrepublik in Madrid von Oktober ergab. Was die Iberer besonders an den Deutschen schätzen ist die Technologie, die industrielle Stärke und ihre Organisationsfähigkeit. Dagegen halten immerhin 42% der Befragten Deutsche für egoistisch. Steinmeier will auf seiner dreitägigen Staatsreise das Image Deutschlands weiter aufbessern. Der Höhepunkt ist am Freitag eine Kranzniederlegung im baskischen Guernica, das 1937 im spanischen Bürgerkrieg von deutschen Fliegern zerbombt wurde. Es ist der erste Besuch eines deutschen Staatsoberhauptes in dem Ort, der durch das monumentale Gemälde von Pablo Picasso ein Symbol geworden ist.