Stada-Eigentümer umgehen IPO-Unsicherheit
Stada
Statt IPO
auf Nummer sicher
Von Christoph Ruhkamp
Anstatt an die Börse zu gehen wird Stada in einem Milliardendeal verkauft. Die Finanzinvestoren Bain und Cinven geben die Mehrheit der Anteile am Generikakonzern an die britische Private-Equity-Firma Capvest ab. Die Transaktion, bei der Stada mit mutmaßlich rund 10 Mrd. Euro inklusive 5,7 Mrd. Euro Schulden bewertet wird, ist der bisher größte M&A-Deal in Deutschland in diesem Jahr. Insofern gibt es ein wenig Entwarnung für die Private-Equity-Branche: Auch im schwierigen Umfeld kann der Ausstieg aus einer acht Jahre alten Beteiligung gelingen, wenn die Preisvorstellung der Realität angepasst wird. Noch vergangene Woche hatte Stada-Chef Peter Goldschmidt ein IPO für den Herbst erwogen. Laut Insidern haben die intensivierten Vorbereitungen Capvest dazu bewogen, den Anteil zu erhöhen, den der Finanzinvestor zu kaufen bereit ist. Offenbar war der Liquiditätsbedarf von Bain und Cinven aber auch so groß, dass sie sich nicht auf die Volatilität am IPO-Markt einlassen wollten. Nun fließen ihnen aus dem Verkauf auf einen Schlag mutmaßlich 2 Mrd. Euro zu.
Geld für die Investoren
Dieses Geld können sie an ihre institutionellen Investoren weiterreichen, die darauf wohl sehnsüchtig warten. Laut der Unternehmensberatung Bain erhielten institutionelle Investoren aus ihren Private-Equity-Investments im vergangenen Jahr nur Rückzahlungen in Höhe von einem Zehntel der Unternehmenswerte. Wenn es in diesem Tempo weiterginge, würde es zehn Jahre dauern, bis lediglich der Einsatz wieder hereingeholt wäre. Ganz zu schweigen von Renditen auf das eingesetzte Kapital.
Am IPO-Markt hätte nach den Absagen von Autodoc und Brainlab eine Menge Unsicherheit gedroht. Bain und Cinven hätten mehr Geduld gebraucht, um Stada zu versilbern, und das Endergebnis hätte keineswegs festgestanden. Insofern ist es verständlich, dass sie jetzt doch noch den Verkauf gewählt haben – wenngleich das vielleicht mit Zugeständnissen beim Preis verbunden war, der nicht genannt wird. Für die nächsten Börsenkandidaten in diesem Herbst bedeutet das nichts Gutes. Ein IPO ist in diesem Umfeld kein Selbstläufer. Glatt durchgehen dürften die Spin-offs der Continental-Autozuliefersparte Aumovio und der Thyssenkrupp-U-Boot-Tochter TKMS. Schwieriger wird es für den Prothesenhersteller Ottobock und die Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx, die neue Käufer für ihre Aktien suchen.
Bain und Cinven erhalten für den Generikakonzern auf einen Schlag einen Milliardenbetrag. Diese Transaktionssicherheit hätte der IPO-Markt ihnen nicht geliefert.