Stress in der Lieferkette
Stress in der Lieferkette
Airbus-Auslieferungen
Stress in der Lieferkette
Von Stefan Kroneck
Guillaume Faury muss sich abermals in Geduld üben. Nach 2022 und 2024 hat der CEO von Airbus auch für das laufende Jahr seine Auslieferungsziele gekappt. Statt ursprünglich geplanten 820 Verkehrsflugzeugen wird der größte Flugzeugbauer der Welt im laufenden Jahr nur insgesamt 790 an Airlines übergeben können. Damit bleibt der europäische Boeing-Rivale weiterhin deutlich hinter dem firmeneigenen Rekordjahr vor Ausbruch der Corona-Krise zurück. 2019 verzeichnete Airbus 863 Maschinen.
Die Konzernspitze erklärt den jüngsten Dämpfer mit Qualitätsmängeln bei Rumpfverkleidungen eines Zulieferers. Deshalb sei der Produktionsfluss in der Mittelstreckenbaureihe A320 „beeinträchtigt“. Die Materialdicke von Rumpfblechen von Sofitec Aerospace aus Spanien weicht laut Wall Street Journal von Airbus-Vorgaben ab.
Erklärung wirkt nachgeschoben
Diese Erklärung wirkt nachgeschoben. Denn bereits zur Vorlage der Zahlen des dritten Quartals war erkennbar, dass das Auslieferungsziel kaum einzuhalten ist. Selbst Faury räumte seinerzeit ein, dass es sehr ambitioniert sei. Nach Pannen-Meldungen übers vergangene Wochenende (u.a. notwendige Software-Updates für A320-Maschinen) überraschte die korrigierte Auslieferungsprognose die Anleger nicht mehr. Mit einem Plus von über 4% konnte die Airbus-Aktie den zuvor verzeichneten Kursdämpfer abmildern.
Investoren reagierten erleichtert darauf, dass Airbus trotz des jüngsten Rückschlags an seinem Ergebnisausblick 2025 festhält. Fakt ist allerdings, dass in dem von Faury bestätigten angepassten operativen Konzernresultat Mehrkosten infolge der oben genannten Qualitätsprobleme per se gar nicht erfasst sind. Zusatzaufwendungen schlagen erst in den für die Erfolgsrechnung relevanten (berichteten) Ergebniszahlen durch.
Risiko bleibt hoch
Die abermals gesenkten Auslieferungszahlen zeigen, dass Airbus mit der Produktionssteigerung bei seinem Verkaufsschlager-Modell bei vollen Auftragsbüchern Stress in der Lieferkette erzeugt. Das Risiko weiterer Rückschläge für Airbus bleibt dadurch hoch. Und damit auch die Gefahr erneuter Kursturbulenzen.
