KommentarEpic Games

Sturm aufs Duopol

Epic Games hat mit dem Gerichtssieg zum Geschäftsmodell des Play Stores eine Schneise in eine Festung von Google geschlagen. Gefallen ist sie damit noch nicht.

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Epic Games

Sturm
aufs Duopol

Von Heidi Rohde

Epic Games hat eine Schneise in eine Festung von Google geschlagen. Gefallen ist sie damit noch nicht.

Bei ihrem vor rund drei Jahren begonnenen Feldzug gegen beide "Torwächter" zum globalen Internet, Apple und Google, hat Spieleanbieter Epic Games vor Gericht einen Sieg auf ganzer Linie eingefahren. Ein Gericht in San Francisco, bei dem der Entwickler des Weltbestsellers "Fortnite" gegen die Geschäftspraktiken im Play Store von Google geklagt hatte, gab der Klage in allen Punkten statt und brandmarkte den Internet-Laden, der Millionen von Apps für die Google-Systemsoftware Android bereitstellt, als illegales Monopol. Das Urteil ist nicht nur ein schwerer Schlag für die Alphabet-Tochter, sondern auch für Apple, deren App Store von Epic bereits wegen derselben Praktiken angegriffen worden war.

200 Mrd. Dollar im Feuer

Der Spieleentwickler stemmt sich gegen die hohen Gebühren von 30%, die Google ebenso wie Apple bei App-Transaktionen im Store kassieren und denen die Spieleentwickler kaum ausweichen können, weil App Store und Play Store die weltweit reichweitenstärksten Plattformen für den Vertrieb ihrer Produkte sind. Wird das Geschäftsmodell nun durch gerichtliche Auflagen, die folgen sollen, aufgebrochen, steht für die beiden Tech-Riesen nicht nur ein 200-Mrd.-Dollar-Duopol im Feuer, sondern zugleich auch eines ihrer margen- und wachstumsstärksten Geschäfte. Dies trifft Apple mehr noch als Google, denn von den Gesamteinnahmen beider Internet-Läden entfielen im vergangenen Jahr etwa 38% auf den Play Store, der Rest auf den App Store. Insidern zufolge sollen bei dem iPhone-Konzern von jedem Dollar, den er als Gebühr aus dem App Store zieht, 0,80 Dollar Gewinn hängen bleiben.

Niederlage gegen Apple

Daher ist es wenig überraschend, dass sowohl Apple als auch Google ihre Internet-Läden regelrecht zur Festung ausgebaut haben, bei der Eintritt und Aufenthalt nur nach ebenso strengen wie teuren Regeln erfolgen. Auch wenn Epic nun eine Schneise in die Festungsmauer geschlagen hat, geben sich die Burgherrn nicht geschlagen. Die Google-Mutter Alphabet hat Berufung angekündigt; die Erfolgsaussichten sind nicht ohne Weiteres als gering einzuschätzen. Schließlich musste Epic Games in einem ähnlichen Verfahren gegen Apple bereits in zwei Instanzen eine Niederlage einstecken.

Jenseits gerichtlicher Scharmützel haben die beiden Tech-Riesen überdies noch andere Möglichkeiten, an der Verteidigung ihrer Stores zu feilen. Sie können sich eine ganze Reihe von Gebühren für alle möglichen "Dienstleistungen" für die Anbieter darin einfallen lassen, damit sie selbst auf ihre Kosten kommen. Da sind noch nicht alle Mittel ausgeschöpft.