Tanz auf dem Vulkan am US-Aktienmarkt
Tanz auf dem Vulkan am US-Aktienmarkt
US-Aktienmarkt
Tanz auf dem Vulkan
Von Dieter Kuckelkorn
Der amerikanische Aktienmarkt hat sich im laufenden Jahr trotz des Störfeuers aus der Politik in Washington positiv entwickelt. Der wichtigste Benchmark-Index Standard & Poor’s 500 kommt im bisherigen Jahresverlauf auf einen Anstieg von immerhin rund 14% und er hat mit 6.765 Punkten kürzlich auch ein Allzeithoch markiert. Dabei sollte aber nicht übersehen werden, dass die Investoren an der Wall Street derzeit stark spekulativ eingestellt sind und große Risiken eingehen. In einem Umfeld, dass durch eine sich stets wandelnde und durch Knalleffekte gekennzeichnete Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump sowie durch eine schnell zunehmende US-Staatsverschuldung gekennzeichnet ist, sind die durch Kredite der Broker finanzierten Anlagen von US-Investoren laut der US-Finanzmarktaufsicht Finra auf das schwindelerregende Niveau von 1,13 Bill. Dollar gestiegen. Seit April hat es ein rasantes Wachstum von 39% gegeben.
Besorgniserregendes Wachstum
Insbesondere dieses Wachstum ist besorgniserregend. Als es nämlich das letzte Mal einen solchen Anstieg gegeben hat, nämlich im Oktober 2021, folgte diesem ab November ein starker Einbruch, der den S&P 500 letztlich um 25% drückte. Damals lag die Gesamtsumme dieses sogenannten „margin debt“ bei etwas über 900 Mrd. Dollar und zur Zeit des Platzens der großen Dotcom-Überbewertungsblase waren es gerade einmal rund 300 Mrd. Dollar. Durch die Kredite nehmen die Mittel zu, die am Aktienmarkt angelegt werden, was die Kurse nach oben treibt. Allerdings nimmt auch die Gefahr eines Crashs zu, denn für die Anleger entstehen bei sinkenden Kursen Nachschusspflichten, die sie oft zur Liquidation ihrer Anlagen zwingen – was einen Abwärtstrend beschleunigt.
Wie zur Jahrtausendwende
US-Anleger setzen dabei vor allem auf Künstliche Intelligenz. Dabei geht es um immense Summen. Allein das Vorzeigeunternehmen OpenAI hat Deals über rund 1 Bill. Dollar abgeschlossen – ohne dass die Gewinnzone auch nur in Sicht wäre. Es drängt sich der Verdacht auf, dass wie schon um die Jahrtausendwende vor dem Platzen der Dotcom-Bubble an der Wall Street ein Tanz auf dem Vulkan stattfindet.