KommentarT-Mobile US

Telekom kann neuen Statthalter gebrauchen

Bei T-Mobile US sind die tiefhängenden Früchte für die Telekom geerntet. Für größere Herausforderungen muss sie ihren Zugriff festigen.

Telekom kann neuen Statthalter gebrauchen

Telekom

Neuwahl des
US-Statthalters

Von Heidi Rohde

Es ist kaum eine steile These, anzunehmen, dass die Entsendung des ehemaligen Deutschlandchefs der Telekom, Srini Gopalan, in die USA kein bloßes Parkmanöver ist, sondern ihn an die Spitze der wichtigsten Konzerntochter katapultieren soll. Für den von Konzernchef Tim Höttges hochgeschätzten Manager wäre eine mehrjährige Warteschleife auf dem Sprung an die Telekomspitze, noch dazu in untergeordneter Position, kaum hinreichend attraktiv gewesen, um ihn im Konzern zu halten. Dies zumal seine Chance Höttges nachzufolgen gegen Null geht, wenn der langjährige Vorstandsvorsitzende seinen Vertrag bis Ende 2028 tatsächlich erfüllt.

Neue Herausforderungen

Darüber hinaus sind die Herausforderungen für die Perle des Konzernportfolios fraglos gestiegen. Die Früchte des Mergers mit dem ehemaligen Konkurrenten Sprint sind inzwischen weitgehend geerntet, jenseits des Mobilfunkgeschäfts mit Privatkunden hat T-Mobile US offene Flanken, an denen Wettbewerber angreifen können. Das betrifft insbesondere hochbitratige Festnetzanschlüsse, die von AT&T und Verizon schon lange angeboten werden, auch wenn der Glasfaserausbau in den USA insgesamt noch in den Kinderschuhen ist.

Unterschiedliche Interessen

Für die Telekom, deren Anteil an dem 270 Mrd. Dollar schweren US-Mobilfunkanbieter nur knapp über der Mehrheitsschwelle liegt, muss es in dieser Situation auch darum gehen, ihren Zugriff auf die Tochter möglichst zu festigen. Denn die Interessen des Bonner Konzerns und die von T-Mobile US können schnell auseinander laufen, wenn sich das Wettbewerbsumfeld in den USA verändert und die Telekomtochter den Ausbau neuer Geschäftsfelder mit deutlich mehr Geld beschleunigen oder gar über einen wirklich großen Zukauf nachdenken wollte. Dann bestünde die Gefahr, dass die aus Sicht der T-Aktionäre reichlich spät angelaufenen Mittelzuflüssen aus den USA wieder versiegen, ganz zu schweigen von den Nöten, die eine Kapitalerhöhung von T-Mobile US auslösen würde. Ein loyaler Statthalter ist daher für die Telekom von großer Bedeutung. Höttges setzt offenbar darauf, dass der von ihm über Jahre geförderte Gopalan ein solcher ist.

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