Das Vorbild bekommt Kratzer
Tesla
Das Vorbild
bekommt Kratzer
Von Joachim Herr
Die Entwicklung von Tesla dürfte mancher Vorstand der deutschen Autohersteller mit Genugtuung beobachten. Hielten und halten Kritiker doch dem VW-Konzern, BMW und Mercedes vor, zu spät und zu langsam in Richtung Elektromobilität zu steuern. Tesla wurde als Vorbild gepriesen. Die Fahrt in die batterieelektrische Zukunft verliert jedoch an Tempo, auch wenn die Wachstumsraten immer noch zweistellig sind.
Der Absatz von Tesla blieb in den ersten drei Monaten dieses Jahres sogar deutlich unter den Erwartungen im Markt: Die Menge schrumpfte verglichen mit dem ersten Quartal des Vorjahres um 8,5% auf knapp 387.000 Fahrzeuge. Es ist das erste Minus seit dem zweiten Quartal 2020. Wird der Schlussabschnitt 2023 als Maßstab genommen, ergibt sich sogar ein Rückgang um ein Fünftel.
Das Unternehmen erklärt den schwachen Start mit dem Produktionsanlauf des überarbeiteten Model 3, verlängerten Schiffswegen aufgrund der Angriffe im Roten Meer und der unterbrochenen Fertigung nach dem Brandanschlag auf die Stromversorgung der Fabrik in Grünheide.
Es fehlt die Frische
Doch das sind nicht die einzigen Gründe. Der Modellpalette fehlt die Frische. Das zeigt sich vor allem in China, wo sich Tesla seit Jahren auf zwei Autos verlässt: das Model 3 und das Model Y. Außer leichten Überarbeitungen ist wenig geschehen, während die lokale Konkurrenz wie Nio, Xpeng und vor allem BYD den Markt mit immer neuen Modellen bewegt. Trotz gesenkter Preise hat Tesla dort zuletzt Marktanteile verloren – auch weil die chinesischen Wettbewerber ebenfalls Abschläge bieten.
Für die Aktionäre von Tesla ist es ein schwacher Trost, dass die Elon-Musk-Marke wieder an BYD vorbeigezogen ist. Das chinesische Unternehmen hatte im Schlussquartal 2023 Tesla als größten Hersteller batterieelektrischer Autos (BEVs) in der Welt überholt. Mit dem Verkauf von rund 300.000 BEVs ist BYD von Januar bis März 43% unter die Zahl der letzten drei Monate 2023 gerutscht. Das ist happig. Im Gegensatz zu Tesla gelang dem Herausforderer aber immerhin noch ein Wachstum von 13% im Vorjahresvergleich.