KommentarContainerschifffahrt

Teurer Umweg mit Folgen

Containerreedereien kündigen wegen des Transportumwegs um das Rote Meer höhere Preise an. Bei Anlegern kommen die Nachrichten gut an. Ein neuer Boom ist indes nicht zu erwarten.

Teurer Umweg mit Folgen

Containerschifffahrt

Teurer Umweg mit Folgen

Von Carsten Steevens

Nach Angriffen jemenitischer Huthi-Rebellen auf Containerschiffe im Roten Meer verzichten Linienreedereien wie MSC, Maersk, CMA CGM und Hapag-Lloyd vorerst auf die Passage durch den Suezkanal und leiten ihre Frachter über das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas um. Statt den kürzesten Seeweg im Fernost-Europa-Verkehr zu nutzen, nehmen die auf Sicherheit für ihre Schiffe und Besatzungen bedachten Unternehmen einen Umweg von mehr als 6.000 Kilometern in Kauf. Die Vorfälle an der Meerenge Bab al-Mandab, die im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt stehen, ziehen spürbare Konsequenzen nach sich.

Betroffen ist eine der für den Handel wichtigsten Schiffsverkehrsstrecken: Mehr als 10% aller Waren und bis zu 40% des Containerverkehrs weltweit nehmen den Weg durch Suezkanal und Rotes Meer. Die Bemühungen um eine internationale Allianz zum Schutz von Handelsschiffen vor Angriffen in der Region unterstreichen die Bedeutung der Route für den Welthandel. Die Umleitung der Containerschiffe hat nicht nur eine Verlängerung der Fahrtzeit zwischen Europa und Asien um etwa ein Drittel zur Folge. Auch die Treibstoffkosten für die Reedereien steigen deutlich. Auswirkungen auf den Ölpreis lösen Befürchtungen aus, eine längerfristige Störung der Schifffahrt könnte die Inflation befördern. Zudem wird vor neuen Lieferkettenproblemen und vor negativen Folgen für das Wirtschaftswachstum gewarnt.

Die längere Strecke für die Schiffe verteuert auch den Transport aus Asien. Reedereien kündigen wegen des Umwegs Zuschläge für die Warenbeförderung an. Schon vor der Eskalation im Gebiet zwischen Rotem Meer und Golf von Aden zogen die Transportpreise auf den Routen von und nach Asien an. Die neuen Zuschläge stützen den positiven Trend in einer Branche, die nach der Sonderkonjunktur während der Corona-Pandemie mit enorm gestiegenen Frachtraten und Rekordgewinnen mehrere Quartale mit stark geschrumpften Transportpreisen und Ergebnissen hinter sich hat. Die Aussichten auf wieder höhere Erlöse lindern Sorgen hinsichtlich eines wieder ungesunden Preiswettbewerbs zwischen den Reedereien und kommen an der Börse gut an. In den vergangenen zwei Wochen legten die Aktien von Maersk und Hapag-Lloyd um 23% bzw. 34% zu.

Allerdings dürfte sich der durch die aktuellen Störungen im Schiffsverkehr ausgelöste Auftrieb der Transportpreise in Grenzen halten. Anders als nach Beginn der Pandemie trifft keine deutlich erhöhte Nachfrage nach Warentransporten auf ein begrenztes Angebot an Transportkapazitäten.

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