MarktplatzNebenwerte

Totgesagte leben länger

Die Situation für Nebenwerte hat sich massiv verbessert. Die Titel aus der zweiten Reihe sind niedrig bewertet und profitieren von den Ausgaben für Infrastruktur und Rüstung sowie vom Zinsrückgang.

Totgesagte leben länger

Nebenwerte

Totgesagte
leben länger

Von Werner Rüppel

Wer in Small und Mid Caps investiert ist, der musste in den vergangenen vier Jahren eine Leidenszeit durchmachen. Denn während Blue Chips liefen und der Dax ein Hoch nach dem anderen markierte, blieben MDax und SDax deutlich hinter den Large Caps zurück. Doch Totgesagte leben mitunter länger. Die Bedingungen für Nebenwerte haben sich deutlich gebessert und die Assetklasse steht vor einer Renaissance.

Im Jahr 2021 waren Nebenwerte nach jahrelanger Hausse hoch bewertet, viel höher als die Large Caps. Dann kam als Belastungsfaktor nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs ein unerwarteter Teuerungssprung, der zu einem massiven Anstieg der Zinsen führte, was die Titel aus der zweiten Reihe besonders trifft. Darüber hinaus blieb das Wachstum in Deutschland und Europa schwach, und die Politik hat zusätzlich unternehmerische Tätigkeiten durch immer mehr Restriktionen gebremst.

Situation hat komplett gedreht

Götz Albert, der CIO von Lupus alpha, hat recht, wenn er feststellt, dass sich jetzt die Situation für Nebenwerte „um 180 Grad gedreht“ hat. Denn die Überbewertung der Nebenwerte hat sich über die Jahre abgebaut, sodass die Titel aus der zweiten Reihe inzwischen wieder günstiger als die Blue Chips sind. Darüber hinaus sind Inflation und Zinsniveau in Euroland wieder deutlich zurückgegangen, und die EZB dürfte die Zinsen sogar weiter senken. Dadurch können sich die häufig auf Finanzmittel angewiesenen Small und Mid Caps wieder deutlich günstiger finanzieren.

Vor allem aber steht Deutschland nicht mehr auf der Schuldenbremse und gibt jetzt erheblich mehr Geld für Rüstung und Infrastruktur aus. Davon dürften nicht nur reine Rüstungs- und Infrastrukturtitel profitieren. Lupus-alpha-CIO Albert erwartet einen positiven Multiplikatoreffekt. Denn der industrielle Kern Deutschlands ist intakt, und zahlreichen Firmen dürften die mit den Investitionspaketen verbundenen zusätzlichen Milliarden zugutekommen. Vor diesem Hintergrund klettern jetzt wieder die Gewinnerwartungen für die Titel aus der zweiten Reihe. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sie ihre Erträge stärker steigern als die Blue Chips.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.