Träume von der Expo 2035
Träume von der Expo 2035
Notiert in Berlin
Träume von der Expo 2035
Von Andreas Heitker
Dass Berlin in der nächsten Dekade nicht nur die Olympiade ausrichten möchte, sondern auch noch von einer Weltausstellung träumt, ist im Rest der Republik noch nicht so recht auf dem Radar. Dabei startet die Bewerbung um die Expo 2035 in Kürze schon in seine heiße Phase, und seit einigen Tagen liegen nun auch schon erste konkrete visuelle Entwürfe von Architekten und Kreativagenturen sowie ein von PwC erstellter Businessplan vor.
Planung wie eine Graswurzelbewegung
Interessanterweise hat der Berliner Senat mit dem Ganzen bislang nicht viel zu tun. Vorangetrieben hat die Expo-Idee die erst 2022 gegründete Global Goals Berlin (GGB) um den Unternehmer Daniel-Jan Girl, der kurzzeitig auch mal IHK-Präsident der Stadt gewesen war. In dem gemeinnützigen Verein sind mittlerweile mehr als 850 Projekte und Initiativen versammelt, die an der Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele in der Hauptstadt arbeiten. Girl und seine Mitstreiter hätten aus Fehlern früherer Großprojekte gelernt und ihr Expo-Projekt wie eine Graswurzelbewegung angelegt, beschrieb der Berliner dem „Tagesspiegel“ einmal das Vorgehen.

EXPO 2035 Berlin GmbH
Die Berliner Wirtschaft ist längst dabei. Die Industrie- und Handelskammer hat einer kürzlich gegründeten Beteiligungsgesellschaft Startkapital zur Verfügung gestellt, das von Unternehmen bis Jahresende auf 2,5 Mill. Euro aufgestockt werden soll, um eine finanzielle Basis für die Bewerbung und die weitere Projektentwicklung zu haben. Eine Crowdfunding-Kampagne wirbt seit Oktober zusätzliches Geld ein.
Die Berliner Politik müsste sich im Frühjahr offiziell gegenüber dem Bureau International des Expositions (BIE) in Paris, die über die Vergabe entscheidet, zu dem Projekt bekennen. Daran dürfte es nicht scheitern: Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner hat sich schon für eine kombinierte Bewerbung für Expo und die Olympischen Spiele ausgesprochen. Bis Ende 2026 muss dann ein detaillierter Plan sowie eine Machbarkeitsstudie in Paris eingereicht werden.

EXPO 2035 Berlin GmbH
Wird es also tatsächlich etwas mit der ersten Weltausstellung in Deutschland nach Hannover 2000? Die Berliner selbst können bislang nur auf eine Gewerbeausstellung im Jahr 1896 verweisen. Das Besondere am jetzigen Konzept ist, dass es kein klassisches Expo-Ausstellungsgelände mehr geben soll, sondern eine dezentrale Organisation, die verschiedene Innenstadt-Standorte und Stadtquartiere mit eigenen thematischen Schwerpunkten mit einbezieht, etwa in den stillgelegten Flughäfen in Tegel und Tempelhof oder der Hochhauswüste in Marzahn.
Hohe Wachstumseffekte erwartet
Inhaltlich setzen die Organisatoren auf die Themen Innovationen, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Stabilität. Dass das Konzept auch wirtschaftlich tragfähig sein kann, hat laut Expo-Gesellschaft auch schon die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC bestätigt. Diese prognostiziert einen Expo-Umsatz von 2,1 Mrd. Euro und einen gesamtwirtschaftlichen Wachstumseffekt im zweistelligen Milliardenbereich über den Zeitraum bis 2035.
