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Trump zielt auf Indien

Mit den neuen US-Sanktionen gegen die russischen Ölexporteure Rosneft und Lukoil nimmt US-Präsident Trump in erster Linie Indien ins Visier, das strategisch unter Kontrolle gebracht werden soll.

Trump zielt auf Indien

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Trump zielt auf Indien

Von Dieter Kuckelkorn

Das Wort „Indien“ kommt in der Verfügung des US-Finanzministeriums nicht vor, mit der die USA weltweit sämtlichen Wirtschaftsakteuren verbieten, Geschäfte mit den beiden russischen Öllieferanten Rosneft und Lukoil zu machen. Auf das asiatische Land zielt aber die Maßnahme. Indien ist nämlich ein bedeutender Käufer russischen Öls und US-Präsident Trump will erreichen, dass diese Lieferungen für Russland ausfallen. Russland soll trotz aktuell großer militärischer Fortschritte in der Ukraine doch noch dazu gebracht werden, einem Waffenstillstand auf Basis der aktuellen Frontlinie zuzustimmen, was der Ukraine für eine Wiederbewaffnung Luft verschaffen würde.

Die strategische Autonomie nehmen

Aber es geht noch um deutlich mehr: Zuletzt hatte es eine durchaus spektakuläre und für die USA bedrohliche Wiederannäherung der beiden asiatischen Rivalen Indien und China gegeben, als Reaktionen auf die hohen von Trump verhängten Zölle auf indische Importe in die USA. Im Prinzip will Trump Indien nun die strategische Autonomie nehmen und das Land in die Front der US-Verbündeten gegen China und Russland einordnen.

Gewisse Anfangserfolge

Bislang sieht es dabei nach gewissen Anfangserfolgen Trumps aus. Es gibt Hinweise, dass indische Ölverarbeiter vorerst keine weiteren Käufe russischen Öls tätigen. Allerdings ist der indische Premier Modi ein Meister der Ambiguität und er wäre schlecht beraten, auf die immer neuen und weitergehenden Forderungen aus Washington einzugehen und sein Land in eine Abhängigkeit von US-Öl zu bringen.

Eine solche Abhängigkeit von den gegenwärtig völlig unberechenbaren und wenig kooperativen USA wäre äußerst gefährlich: Indien könnte sich in diesem Fall auch darauf einstellen, dass Trump wieder den freien Zugang der US-Agrarexporteure zum riesigen indischen Markt zum Thema machen würde. Dies würde die einheimische Landwirtschaft als das Rückgrad der indischen Wirtschaft in Bedrängnis bringen und damit natürlich auch Modis Chancen auf eine Wiederwahl stark schmälern.

Risiken im Power Play

Wie bei Trump häufig zu beobachten, nimmt er für sein Power Play große Risiken in Kauf. Rosneft und Lukoil stehen für immerhin 2 Mill. Barrel pro Tag (bpd) an Ölexporten vor allem nach Indien und China. Dementsprechend ist der Brent-Ölpreis bereits von rund 60 auf über 65 Dollar je Barrel geklettert. Und sollte sich Trump entschließen, auch die iranischen Öllieferungen ins Reich der Mitte zu unterbinden beispielsweise durch einen neuen Angriff Israels auf den Iran, wäre China gezwungen, sich der eskalierenden Konfrontation mit der nötigen Härte zu stellen.