Über den Zenit, aber nicht vorbei
ms
Eins vorneweg: Dass das Statistische Bundesamt die Erstschätzung zur deutschen Inflation im Januar wegen „technischer Probleme“ erst mit neun Tagen Verspätung geliefert hat, ist wahrlich kein Ruhmesblatt. Auch für die EZB-Notenbanker war es bei der Zinssitzung vergangene Woche nicht hilfreich. So etwas sollte sich nicht wiederholen. Das gilt umso mehr, als die exakte Einschätzung der Inflation aktuell ohnehin schwierig genug ist: Die Unsicherheit vor allem wegen des Ukraine-Kriegs ist sehr groß. Und die Teuerung ist verzerrt durch die staatlichen Interventionen. Das große, grobe Bild indes scheint zumindest klar: Die Inflation hat wohl ihren Zenit überschritten und dürfte in den nächsten Monaten graduell weiter zurückgehen – allein schon wegen sinkender Energiepreise. Sie ist aber immer noch viel zu hoch und der zugrundeliegende Preisdruck ist hartnäckig, nicht zuletzt auch über die Dienstleistungen. Für Entwarnung ist es also viel zu früh und die Rückkehr zum 2-Prozent-Ziel erfordert einen langen Atem. Die EZB wird ihre Leitzinsen weiter anheben müssen.