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Überraschende Kehrtwende in Hamburg

Ausschlaggebend für den Zuschlag für MSC beim Hamburger Hafen dürfte gewesen sein, dass die Schweizer die Stadt Hamburg als Mehrheitsgesellschafter akzeptieren.

Überraschende Kehrtwende in Hamburg

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Kehrtwende
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Von Lisa Schmelzer

Ausschlaggebend für den Zuschlag beim Hamburger Hafen dürfte sein, dass MSC die Stadt Hamburg als Mehrheitsgesellschafter akzeptiert.

Es geht wie immer um Geld. Und wie meistens um Einflussnahme. Die Stadt Hamburg hat sich nun mit ihrer Entscheidung für die weltgrößte Reederei MSC als Anteilseigner für den Hamburger Hafen-Konzern HHLA beides gesichert. Das Angebot der Schweizer bewertet den Konzern mit 1,2 Mrd. Euro, die Stadt Hamburg bleibt mit 50,1% Mehrheitseigentümer. So weit, so gut, zumindest aus Sicht der Hansestadt.

Dass anderen Interessenten, wie dem Unternehmer Klaus-Michael Kühne, die Kehrtwende nicht gefällt, leuchtet ein. Kühne hatte Interesse bekundet und sich eine Abfuhr geholt – es werde keinen Verkauf geben, so die Stadt. Das war nur die halbe Wahrheit, wie die Ad-hoc-Mitteilung der HHLA von Mittwoch beweist.

Verkauft wird allerdings nur eine Minderheit, so dass Hamburg, das derzeit 69% besitzt, weiter die Fäden in der Hand behält. Genau das ist aber der kleine, feine Unterschied: Weder Kühne noch Hapag-Lloyd wollten sich dem Vernehmen nach auf eine Minderheitsbeteiligung einlassen. Die Stadt will indes bei einer so wichtigen Infrastruktur wie dem Hafen nicht auf Einfluss verzichten. Folgerichtig kam es zum Zuschlag für MSC.

Im Wettbewerb zurückgefallen

Ob die Schweizer mit ihrem Investment glücklich werden, muss sich zeigen. Denn der Einfluss der Stadt könnte manchen strategischen Schwenk erschweren. Im Wettbewerbsumfeld ist der Hamburger Hafen zudem zurückgefallen, auch weil im Zuge der Globalisierung vor allem Asien stark gewachsen ist, während die europäische Wirtschaft nur moderat zulegen konnte. Elf der weltweit größten 20 Häfen befinden sich heute in China.

Auch für europäische Häfen werden chinesische Kunden immer wichtiger. Jeder dritte Container in Hamburg kommt aus China oder ist für China bestimmt. Solche Frachtmengen langfristig zu binden, ist essenziell für den Hafen. Insofern wäre es nicht unlogisch gewesen, eine chinesische Reederei mit ins Aktionariat zu nehmen. Allerdings geriet die HHLA mit ihrer Entscheidung, die chinesische Cosco an einem Terminal zu beteiligen, im Frühjahr in einen veritablen Shitstorm, so dass man von solcherlei Ideen zunächst geheilt sein dürfte.

Kühne hatte kürzlich gesagt, er werde Konkurrenten, die sich vor den Kopf gestoßen fühlen, wenn er bei HHLA zum Zuge käme, Terminalbeteiligungen anbieten, "um sie an Hamburg zu binden und ihnen ein Mitspracherecht zu geben". Vielleicht ist das jetzt eine Option, um ihn und andere unterlegene Interessenten zu befrieden.

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