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Übertriebener Rückgang

Der jüngste Preisrückgang am Ölmarkt bis auf zeitweilig weniger als 75 Dollar für das Barrel Brent ist übertrieben. Die Opec plus wird alles daransetzen, die Einigkeit wiederherzustellen und den Ölpreis nach oben zu drücken.

Übertriebener Rückgang

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Übertriebener Rückgang

Von Dieter Kuckelkorn

Der Ölmarkt zeigt wieder einmal eine hohe Volatilität: Nachdem der Brent-Preis im September noch mit einem Hoch von 92 Dollar je Barrel auf dem Weg zur Marke von 100 Dollar war, ist er aktuell zeitweilig unter die Marke von 75 Dollar gefallen. Dies erinnert an den Frühsommer diesen Jahres, als der Preis bis auf fast 70 Dollar gesunken war, ein Ergebnis exzessiver Sorgen hinsichtlich der Nachfrageentwicklung. Ähnliches ist jetzt wieder zu beobachten, hinzu kommt die Erwartung, dass es dem Kartell Opec plus nicht gelingen wird, sich gegenwärtig auf umfangreiche Förderkürzungen zu einigen und diese in die Praxis umzusetzen. Daher wird am Markt davon ausgegangen, dass es im ersten Quartal zu einer Überversorgung des Marktes kommt. Dass jüngst beim Staatsbesuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Saudi-Arabien die beiden Länder in einer gemeinsamen Erklärung die anderen Mitgliedsländer der Opec plus zu weiteren freiwilligen Kürzungen auffordern mussten, scheint diese Uneinigkeit zu bestätigen.

Allerdings ist auch diesmal wie bereits im Frühsommer davon auszugehen, dass die Akteure an den Terminmärkten falschliegen. Es liegt durchaus im Interesse sämtlicher Mitglieder der Opec plus, die Kontrolle über den Ölmarkt wiederzugewinnen und den Preis spürbar über die Marke von 80 Dollar zu bewegen. Darauf sind insbesondere die beiden Schwergewichte Saudi-Arabien und Russland angewiesen. Die jüngsten umfangreichen diplomatischen Aktivitäten des russischen Präsidenten deuten darauf hin, dass an einer Verbesserung des Zusammenhalts der Opec plus gearbeitet wird. Deren Mitgliedern dürfte auch klar sein, dass der gegenwärtige Kampf um die Kontrolle des Ölmarktes Teil eines neuen Ost-West-Konflikts ist, der zunehmend auch Züge eines Nord-Süd-Konflikts annimmt, wenn es darum geht, dass der Westen zu verhindern sucht, dass ihm die Kontrolle über die Rohstoffe global entgleitet. So gesehen steht viel auf dem Spiel, und es sollte nicht erwartet werden, dass die Opec plus die Kontrolle über den Ölpreis für eine längere Zeit den westlichen Ländern oder den Akteuren an den Finanzmärkten überlässt.

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