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Ufos schlagen in Washington hohe Wellen

Seit dem Anbruch des Weltraumzeitalters strahlen unidentifizierte Flugobjekte, die früher Ufos hießen und nun UAPs genannt werden, vor allem auf die amerikanische Öffentlichkeit eine große Faszination aus. Nun ziehen sie zum ersten Mal seit Jahrzehnten auch Politiker in ihren Bann.

Ufos schlagen in Washington hohe Wellen

Ufos verunsichern US-Politiker

Von Peter De Thier

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind sie der Gegenstand von Volksmärchen, um die sich Verschwörungstheorien ranken und die selbst den Weg bereiteten für Hollywood-Kassenschlager wie “Men in Black” und  “E.T. – Der Außerirdische”. Nun sind aber Ufos, unidentifizierte Flugobjekte, offiziell “unidentified areal (oder “anomalous”) phenomena” – UAPs – Gegenstand einer hitzigen politischen Debatte in den USA geworden. Politiker wollen die verantwortlichen Geheimdienstinstanzen, die ihnen über Jahrzehnte sensible Informationen vorenthalten haben sollen, zur Rechenschaft ziehen. In dem tief gespaltenen US-Kongress handelt es sich um eines der seltenen Themen, bei denen Republikaner und Demokraten an einem Strang ziehen. 

Kürzlich schlug der Kampfpilot David Charles Grusch, der seit 14 Jahren für die militärischen Geheimdienste tätig ist, hohe Wellen. Ungläubigen Kongressabgeordneten erzählte er haarsträubende Geschichten von Flugobjekten “nichtmenschlichen” Ursprungs. Von Raumschiffen sowie deren Trümmern, die seit Jahrzehnten von spezialisierten Geheimdienstbehörden und Unternehmen aus der Flug- und Raumfahrtindustrie geborgen und weder der Regierung noch dem Parlament gemeldet wurden. 

Einige Experten nennen ihn den “Edward Snowden der Ufos”. Denn Grusch behauptet, wegen seiner öffentlichen Kritik nun das Opfer von Vergeltungsmaßnahmen zu sein, die ihn zum Schweigen bringen sollen. Trotz des Drucks, der auf ihm lastet, entschied sich Grusch deswegen in die Rolle des “Whistleblower” zu schlüpfen, weil die auf UAPs spezialisierte Sonderabteilung des Pentagons sich nicht an die Spielregeln hielt. Vielmehr begann das “All-Domain Anomaly Resolution Office”, Informationen im Zusammenhang mit Raumschiffen und intakten Trümmerresten “exotischen Ursprungs” in herkömmliche Studien über unidentifizierte Flugphänomene zu integrieren. 

Der “Snowden der Ufos” hat allerdings ein Problem: Er hat die zur Debatte stehenden Objekte mit ihren “radiologischen Signaturen” selbst nie gesehen, sondern sich auf Informationen von verlässlichen Quellen gestützt. So etwa die Aussagen des pensionierten Marine-Kommandeurs David Fravor. Fravor berichtete, bei Trainingsflügen vor der südkalifornischen Küste hätten er und andere Piloten auf dem Wasser ein flügelloses Objekt in Form eines Tictac-Lutschdragees gesehen, ohne Propeller oder Düsen, das aufstieg und mit Überschallgeschwindigkeit auf sie zuflog. “Dann verschwand es und tauchte ein paar Sekunden später mehr als 100 Kilometer entfernt wieder am Himmel auf.”

Zwar behaupten Skeptiker, dass sich hinter den Berichten harmlose Phänomene verbergen könnten, beispielsweise Drohnen, blinkende Lichter von Linienmaschinen oder schlichtweg optische Illusionen. Gleichwohl haben die jüngsten Berichte zwar vorläufig zu keinen konkreten Kongressbeschlüssen geführt, doch aber sichtlich irritierte Politiker in ihrer Absicht bekräftigt, für striktere Aufsicht zu sorgen. 

Sie fordern, dass verbindliche Aufsichtsinstanzen eingeführt werden, die dafür Sorge tragen, dass sowohl das Weiße Haus als auch der Kongress stets im Bilde sind. Viele Experten bangen nämlich nicht nur um die Sicherheit im Luftverkehr, sondern auch um die nationale Sicherheit. Dies hänge zum einen mit dem Verbleib der “intakten nichtmenschlichen Objekte” und der dubiosen Finanzierung zusammen, von der unklar ist, welche Rollen die US-Industrie und womöglich auch andere Staaten spielen könnten. 

Für den ehemaligen Piloten Fravor zählt vor allem das, war er mit eigenen Augen gesehen hat. “Wir waren vor der Küste Kaliforniens selbst Zeugen”, so Fravor. Erlebt hätten er und seine Offiziere “eine Technologie, die uns Menschen meilenweit voraus ist”. Das Problem, so der Karrieresoldat: “Wenn wir das nicht ernst nehmen, gibt es nichts, was wir dagegen machen können”, und die Folgen wären schwer abzusehen.

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