KommentarKrise bei Porsche

Umfangreicher Motorschaden

Die abermalige Gewinnwarnung von Porsche ist Folge einer verfehlten Elektro-Modellstrategie des Sportwagenbauers. Das schwächt die Position von Doppel-CEO Oliver Blume.

Umfangreicher Motorschaden

Porsche

Umfangreicher Motorschaden

Von Stefan Kroneck

Die jüngste Gewinnwarnung von Porsche schwächt
die Position von
CEO Oliver Blume.

Drei Jahre nach ihrem Börsen-Comeback steht die Porsche AG vor einem Scherbenhaufen. Fast zeitgleich zu seinem Dax-Abstieg schockiert der geschwächte Sportwagenbauer die Anleger zum fünften Mal in Folge seit Sommer 2024 mit einer Gewinnwarnung. Der Ergebniseinbruch wird 2025 noch heftiger ausfallen als im vergangenen Jahr. Schlimmstenfalls kratzt die Edelmarke auf operativer Ebene an der Verlustzone. Zugleich stutzt das Management abermals seine Erwartungen für die mittelfristige Umsatzrendite. Das Vorbild Ferrari rückt in weite Ferne.

Von den Versprechungen, die CEO Oliver Blume Ende September 2022 zum Börsen-Neustart gemacht hatte, ist nichts mehr übrig. Seine Strategie, sehr forsch in das Zeitalter der Elektromobilität zu fahren, ist gescheitert. Das Geschäftsmodell erodiert. Die Ursachen für das Debakel in den Zollkapriolen von US-Präsident Donald Trump und in den erhöhten Luxussteuern in China zu suchen, greift zu kurz. Strategische Fehlentscheidungen, für die vor allem Blume die Verantwortung trägt, führten zu dem Debakel. Die schwache Nachfrage nach E-Modellen trug zum umfangreichen Motorschaden am Firmensitz in Stuttgart-Zuffenhausen bei. Nun versucht Blume, mit einer schärferen Kehrtwende hin zum Verbrennungsmotor bei zugleich ausgebremsten Elektro-Angebot in der Modellpolitik Porsche wieder in die Spur zu bekommen.

Rolle rückwärts hat hohen Preis

Die Vorgehensweise wirkt hektisch und hat einen hohen Preis. Die für 2025 veranschlagten Mehrkosten schnellen von 1,3 Mrd. auf 3,1 Mrd. Euro hoch. Den Mutterkonzern Volkswagen, bei dem Blume ebenfalls an der Spitze steht, drücken dadurch Belastungen von 5 Mrd. Euro. Der Zusatzaufwand dürfte indes steigen, zeichnen sich doch Rückstellungen für eine absehbare zweite Welle von Stellenstreichungen ab.

Die verschärfte Krise von Porsche wirft ein Schlaglicht auf die umstrittene CEO-Doppelrolle. Im Mehrmarkenkonzern schwindet angesichts einer Reihe von Hiobsbotschaften der Luxuswagenschmiede auf Seiten der Arbeitnehmervertreter der Rückhalt für den Vorstandsvorsitzenden. Blume spielt auf Zeit, indem er darauf hinweist, dass diese Situation nur zeitlich begrenzt sei, er also seinen Posten bei Porsche abgeben werde, um sich voll auf seine Tätigkeit als Chef des Wolfsburger Dax-Riesen zu konzentrieren.

Stuhl des CEO wackelt

Ein CEO aber, der bei Porsche verbrannte Erde hinterlässt, vermag auch an der Spitze des Mutterkonzerns nicht mehr zu überzeugen. Sollte der Umschwung bei Porsche misslingen, wären Blumes Tage auch als Lenker von VW gezählt.

Das Vertrauen der Eigentümerfamilien Porsche und Piech in ihn schrumpft mit jeder Dividendenkürzung, die beide Unternehmen verzeichnen. Letzteres zeichnet sich für 2025 ab. Seit der jüngsten Gewinnwarnung wackelt sein Stuhl bei Porsche heftiger denn je.