Umstrittene Gedenkmünze für King Donald
Umstrittene Gedenkmünze für King Donald
Notiert in Washington
Eine Gedenkmünze für King Donald
Von Peter De Thier
Schon vor Anbruch der Festtage und dem Ende des ersten Jahres der „Trump-2“-Ära steht eines fest: 2026 wird in den USA ein historisches Jahr. Denn im Juni wird der 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sein 80. Lebensjahr vollenden. Wenige Wochen danach steht ein weiterer Geburtstag an, dem Trump fast dieselbe Bedeutung beimisst: Die Nation wird 250 Jahre alt. Am 4. Juli 1776 hatten 13 Gründungsstaaten ihre Unabhängigkeit von der britischen Kolonialmacht erklärt.
Für den Präsidenten haben beide Tage eine vergleichbare, historische Bedeutung. Deshalb setzt Trump auf Symbole. So hat er an Non-Fungible Tokens (NFTs), die Trump als Superhelden, Boxer oder Motorradfahrer zeigen, schon Millionen verdient. Offenbar gehen ihm die digitalen Zertifikate aber nicht weit genug.
Daher hat Trump seinen Finanzminister Scott Bessent beauftragt, eine Gedenkmünze zu seinen Ehren prägen zu lassen. Das einzige Problem: Prinzipiell bringt das zuständige U.S. Mint keine Münzen in Umlauf, auf deren Vorderseite das Konterfrei einer lebenden Person zu sehen ist. An dieser Tradition will die demokratische Oppositionspartei unbedingt festhalten. Demokraten haben daher eine Gesetzesvorlage verfasst, die das Ansinnen des Präsidenten blockieren würde.
„Eines Diktators würdig“
Die Senatoren Jeff Merkley aus Oregon und Catherine Cortez Masto aus Nevada nehmen dabei kein Blatt vor den Mund. Sie legten am Dienstag einen Gesetzestext mit dem aussagekräftigen Titel „Change Corruption Act“ vor. Dieser enthält den simplen Hinweis darauf, dass „keine US-Währung einen lebenden oder amtierenden Präsident abbilden darf“. Noch deutlicher begründete Merkley den Vorstoß: „Trumps selbstdarstellerische Manöver sind eines Diktators wie Nordkoreas Kim Jong Un würdig. Sie dürfen aber nicht die eines US-Präsidenten sein“, sagte der Parlamentarier aus Oregon.
Bessents Ressort, die United States Treasury, hat aber ein Gegenargument parat. So weist das Finanzministerium darauf hin, dass Trump keineswegs für einen Präzedenzfall sorgt. Als die USA 1926 ihr 150. jähriges Bestehen feierten, sorgte der amtierende Präsident Calvin Coolidge für Aufsehen. Der Republikaner gab eine Halb-Dollar Münze in Auftrag, die ihn neben dem ersten Präsidenten George Washington zeigt. Der Washington-Coolidge Half-Dollar erwies sich aber als Flop.
Gegner von Monarchien
Historiker bemängelten vor allem, dass Coolidge sich den Vergleich mit einem der Gründerväter der Nation anmaßte. Schließlich war George Washington ein erklärter Gegner von Monarchien und Autokratien. Niemals hätte er geduldet, dass sein Konterfei zu Lebenszeiten eine Münze oder einen Geldschein ziert. Der erste 1 Dollar-Schein, der Washington abbildete, kam 1869 in Umlaufe, also 70 Jahre nach dessen Tod. Die erste George Washington 25 Cent Münze folgte 1932.
Dass Trump vorhat, sich als erster Präsident in 100 Jahren mit einer Gedenkmünze feiern zu lassen, irritiert Kritiker auch aus anderen Gründen. Sie meinen, dass die Ehre ausschließlich Personen vorbehalten sein sollte, bei denen das Attribut „historisch“ eine positive Konnotation hat. Unter ihnen eben Präsidenten wie George Washington und andere Gründerväter, etwa Thomas Jefferson oder James Madison. Auch brachte die U.S. Mint Münzen in Umlauf, auf denen die Porträts bedeutender Bürgerrechtler zu sehen sind, so zum Beispiel Susan B. Anthony.
Bürgerrechtler und Athleten
Zur Jahrtausendwende kam auch ein Dollar mit der Indianerin Sacajawea auf den Markt. Sie hatte im 19. Jahrhundert als Dolmetscherin Lewis und Clark bei deren Expedition zur Erforschung der westlichen USA unterstützt. Zudem gedachte die Münzprägeanstalt des Athleten Jackie Robinson. Robinson ging als erster afroamerikanischer Profi-Baseballspieler in die Annalen der Nation ein. Hohen Sammlerwert haben sogar die legendären John F. Kennedy Dollar. Gemeinsam haben die Münzen aber allesamt eines: Sie kamen erst nach dem Tod der Personen in Umlauf, die sie abbilden.
Bei Trump kommt hinzu, dass ihm die Münze allein nicht reicht. Er will auch, dass sein Konterfei auf beiden Seiten zu sehen ist. Bezeichnend ist, dass vorne der blonde Haarschopf des Präsidenten das Wort „Freiheit“ teilweise verdecken würde. Beim Umdrehen der Münze dann Trump mit geballter Faust und den Worten „Fight, Fight, Fight!“ Exakt jenes Bild aus Pennsylvania, das nach dem Attentat im Sommer vergangenen Jahres um die Welt ging.
Vorläufig noch die Minderheitspartei
Insbesondere erinnert Masto daran, dass „Monarchen ihre Gesichter auf gesetzlichen Zahlungsmitteln sehen, Amerika wird aber nie einen König haben“. Und Merkley ist vor allem von der Wortwahl irritiert. Typischerweise stehen auf Münzen Sprüche wie „In God we trust“ oder „E Pluribus Unum“. Der Schlachtruf „Fight, Fight, Fight!“ liege hingegen unter der Würde des Landes. Dass die Demokraten Trumps Vorhaben blockieren können, ist aber unwahrscheinlich. Denn sie bilden in beiden Kongresskammern nicht die Mehrheit, zumindest bis zu den Wahlen nächsten November.
