Unberechenbarkeit wird zum Problem
Unberechenbarkeit wird zum Problem
Siemens Healtineers
Unberechenbarkeit wird zum Problem
Von Michael Flämig
Welch´ eine Klatsche. Zur Bilanzvorlage von den Investoren mit einem Aktienkursabschlag von fast 13% in den Tag geschickt zu werden, ist kein Vergnügen. Siemens Healthineers musste es am Mittwoch erleben. Dies ist noch schmerzhafter, wenn in den Jahren zuvor die Bewertung sowieso nicht so recht vom Fleck kam. Dass sich der Kursrückgang im weiteren Handel auf einen einstelligen Wert reduzierte, hilft nur wenig. Gewichtige Dax-Werte haben derartige Abschläge nicht so häufig einzustecken.
Auslöser war die zurückhaltende Prognose für die Profitabilität, kombiniert mit einem Gewinnrückgang und niedrigen Umsatzanstieg im vierten Quartal. Das Management führt makroökonomische Faktoren ins Feld, und diese Argumentation ist nachvollziehbar. Schließlich kann es weder Zölle noch Wechselkurse beeinflussen.
Kirche im Dorf lassen
Trotzdem offenbart die Reaktion der Investoren ein Problem. Für die Anleger ist Siemens Healthineers eigentlich ein berechenbarer Wert in einer sich konservativ entwickelnden Branche. Sie setzen nicht auf große Sprünge, sondern auf eine kontinuierliche und verlässliche Steigerung des Gewinns. An dieser Stelle liefert Healthineers im angelaufenen Geschäftsjahr nicht mehr.
Mehr noch: Die Aktionäre werden zu häufig enttäuscht. Die IPO-Versprechungen über die Zukunft des Labordiagnostik-Geschäfts entpuppten sich als heiße Luft. Dies gilt auch für die versprochene Erholung in China. Statt sechs Monate dauert die Stagnation mehr als zwei Jahre. Die steigende Belastung aus dem Zollregime erstaunt im Ausmaß ebenfalls. Einst hatte das Management gepredigt, die Branche sei immun, weil kein Politiker steigende Gesundheitskosten wolle.
Aber man sollte die Kirche im Dorf lassen. Die gesamte Medizintechnikbranche ist an der Börse derzeit nicht wohlgelitten. Healthineers dominiert die bildgebenden Systeme und besitzt entsprechend glänzende Geschäftsaussichten. Die operativen Erfolge belegen dies. Zudem gilt: Wenn sich der Pulverdampf um den Siemens-Mehrheitsanteil verzogen hat und die Dekonsolidierung vollzogen ist, werden andere Investoren einsteigen und den Aktienkurs antreiben.
