KommentarGeldpolitik

Unerlässliches Signal der Fed

Die Fed bricht die Markterwartung einer quasi ausgemachten Zinssenkung im Dezember. Alles andere wäre auch fatal gewesen.

Unerlässliches Signal der Fed

US-Geldpolitik

Unerlässliches Signal

Die Fed bricht die Markterwartung einer quasi ausgemachten Zinssenkung im Dezember. Alles andere wäre auch fatal gewesen.  

Für die Fed kommt es dieser Tage vor allem auf zwei Dinge an: ihre politische Unabhängigkeit zu verteidigen und zu verhindern, dass die US-Zölle Zweitrundeneffekte bei der Inflation auslösen. Bislang haben sich die Zölle überraschend moderat auf die Preise in den USA ausgewirkt. Viel spricht inzwischen zudem dafür, dass der ganz große Inflationsschub auch ausbleiben wird.

Daher war es angesichts der Schwäche am Arbeitsmarkt richtig, dass die US-Notenbank den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt hat. Anders als etwa in der Eurozone wirkt die Geldpolitik in den USA auch nach der Lockerung moderat restriktiv. Vor diesem Hintergrund hatten sich viele Marktteilnehmer darauf eingestellt, dass eine weitere Zinssenkung im Dezember ohne einen neuen Inflationsschock bis dahin quasi ausgemachte Sache ist.

Dissens in der Fed

Mit dieser Erwartung hat Fed-Chef Jerome Powell auf seiner Pressekonferenz rabiat gebrochen. Unzählige Male betonte er die „stark unterschiedlichen Einschätzungen“ der Mitglieder des Offenmarktausschusses und dass für den Dezember alles offen ist. Alles andere wäre auch fatal gewesen. Der Fed fehlen nicht nur wegen des Shutdowns Konjunkturdaten, die derzeit ein granulares Bild der US-Wirtschaft verhindern. Das erhöht die Unsicherheit in sowieso sehr unsicheren Zeiten. Vor allem muss die Fed unbedingt verhindern, dass die Inflationserwartungen ansteigen.

Verbraucher und Investoren rechnen derzeit weiterhin damit, dass die Fed trotz der Zölle sowie der Angriffe der US-Regierung auf ihre Unabhängigkeit mittelfristig das Inflationsziel von 2% erreicht. Sollte sich dies ändern, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Zölle nicht nur einen einmaligen Preisanstieg auslösen, sondern die Inflation über Zweitrundeneffekte längerfristig zulegt. Daher ist es essenziell, dass die Fed deutlich macht, dass sie sich dem Mandat der Preisstabilität weiterhin verpflichtet fühlt. Tut sie das, kann sie zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich schon absehen, ob eine Zinssenkung im Dezember angemessen ist oder nicht.

Von Martin Pirkl