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Update für den Frankfurter Weg

Frankfurts Stadtregierung verpasst ihrer pragmatischen Drogenpolitik ein Update, um dem Vormarsch des Crack-Missbrauchs Einhalt zu gebieten. Immerhin zielt sie damit auf echte Hilfe für die Betroffenen.

Update für den Frankfurter Weg

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Update für den Frankfurter Weg

Von Lutz Knappmann

Wer in regemäßigem Turnus darüber schreibt, was Frankfurt beschäftigt und das Bild der Stadt prägt, der kommt nicht umhin, überproportional häufig die Drogenpolitik zu thematisieren. Die prekären Zustände im Bahnhofsviertel, das Elend der unzähligen Drogenabhängigen und die damit verbundene Kriminalität: Kaum ein Gespräch über die Mainmetropole, das diese Realität nicht zumindest streift. Kaum eine Begegnung mit früheren Bewohnern oder Besuchern der Stadt, die ohne Erinnerungen an die „krassen Verhältnisse rund um den Bahnhof“ auskommt.

Was auch daran liegt, dass sich Frankfurts Stadtobere seit fast drei Jahrzehnten einer vergleichsweise pragmatischen Strategie verschrieben haben: dem Frankfurter Weg. Er setzt auf konkrete Hilfsangebote für die Süchtigen, etwa Konsumräume und kontrollierte Substitution – und ist darob hochumstritten. Der Frankfurter Weg hat aber immerhin dazu geführt, dass die Zahl der Drogentoten in der Mainmetropole stark zurückgegangen ist. So stark, dass etwa im bevölkerungsmäßig kleineren Hannover zuletzt mehr Menschen an Drogenmissbrauch gestorben sind, als im vermeintlichen Betäubungsmittel-Epizentrum am Main. Die Entwicklung in Frankfurt ist also abseits aller ideologischen Scheuklappen ein Erfolg.

Standortkosmetik oder echte Hilfe?

Der seit Jahrzehnten schwelende Grundkonflikt ist ja, ob sich die Politik vor allem darum bemühen soll, die Betroffenen des Drogenelends lediglich aus dem Blickfeld der Allgemeinheit zu vertreiben – oder darum, den Abhängigen tatsächlich zu helfen und ihnen Wege aus der Sucht zu eröffnen. Die Antwort der gegenwärtigen Stadtregierung aus Grünen, SPD und Volt ist ziemlich klar: Vor wenigen Wochen hat sie gegen den erklärten Widerstand das Damals-Noch-Koalitionspartners FDP beschlossen, ein Suchthilfezentrum für Crackabhängige einzurichten. Nun, nachdem die FDP (ganz in der Tradition ihres mittlerweile politisch bedeutungslosen Ex-Bundesvorsitzenden Christian Lindner) die Koalition aufgekündigt hat, erklären die verbliebenen Regierungsparteien im Magistrat die neue Einrichtung sogar zum zentralen Baustein für ein Update des Frankfurter Wegs.

Crack hat Heroin abgelöst

Längst nämlich ist nicht mehr Heroin die am häufigsten konsumierte Droge in der Stadt, sondern das ungleich härtere Crack. Und die gesundheitliche wie soziale Verwahrlosung der Konsumenten hat eine bislang ungekannte Dramatik erreicht. Darauf will die Drogenpolitik nun reagieren. So sollen Betroffene künftig schon deutlich früher in Behandlungs- und Hilfsprogramme aufgenommen werden – und die Fäden all dieser Maßnahmen im neuen Suchthilfezentrum zusammenlaufen.

Ob Version 2.0 des Frankfurter Wegs in der Drogenpolitik erfolgreich sein wird, ist offen. Zumindest aber richtet auch sie sich direkt an die Betroffenen, statt sich auf standortkosmetische Symbolmaßnahmen zu beschränken. So oder so: Auch künftig wird man sich in dieser Kolumne mit dem Thema beschäftigen müssen.