Verantwortungslose Schuldenmacherei
Verantwortungslose Schuldenmacherei
Japanische Staatsanleihen
Verantwortungslose Schuldenmacherei
Von Martin Fritz
Nichts Genaues weiß man nicht. Drei Tage vor dem geplanten Kabinettsbeschluss ist immer noch nicht durchgesickert, welche Summe Japans neue Regierungschefin Sanae Takaichi in ihrem ersten Konjunkturpaket ausgeben will. Diese ungewöhnliche Verzögerung dürfte damit zu tun haben, dass sich Takaichi bis in kleinste Details gerne selbst um alles kümmert.
Unklarheit über Stimulus
Der (vorhergesagte) Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im abgelaufenen Vierteljahr um 0,4% zum Vorquartal dürfte Japans erste Premierministerin ermutigt haben, die geplanten Extra-Ausgaben weiter aufzustocken. Binnen weniger Tagen kolportierten Medien einen Anstieg der Gesamtsumme um fast zwei Drittel gegenüber dem Paket ihres Vorgängers Ishiba auf bis zu 23 Bill. Yen (128 Mrd. Euro). Diese Aussicht schmeckt weder einheimischen noch ausländischen Investoren von japanischen Staatsanleihen. Deren Kurse brachen in dieser Woche ein, teils markierten die Papiere rekordhohe Renditen.
Die Nervosität ist nachvollziehbar: Am Mittwoch steht eine Auktion von Staatsanleihen mit 20-jähriger Laufzeit an. Welcher institutionelle Investor will diese Anleihen erwerben angesichts einer neuen Regierung, die fiskalisch schlicht verantwortungslos handelt? Takaichi hält an ihrem ökonomischen Fahrplan fest, die Staatsausgaben zu erhöhen, obwohl sie damit den Yen schwächt und die Inflationsrate nach oben treibt. Was wiederum die Notenbank zwingt, ihren Leitzins weiter anzuheben, will sie ihre Zielrate von 2% erreichen. Dadurch verteuern sich neue Schulden.
Schuldenquote dürfte wachsen
Das geplante Paket erhöht das Wirtschaftswachstum kaum so stark, dass Japans Staat sich höhere Zinslasten leisten kann. Seit 2020 sank das Verhältnis von Schulden zum Bruttoinlandsprodukt aufgrund der hohen Inflation – als Folge der Takaichinomics dürfte die Schuldenquote jedoch wieder zunehmen. Das Vorgehen der Premierministerin weckt Zweifel an ihrem ökonomischen Sachverstand. Angeblich ist die Bekämpfung der Inflation ihre oberste „Priorität“, aber eine drastische Erhöhung der Fiskalausgaben würde über die Abwertung des Yen zu höheren Preisen für die Endverbraucher führen.
