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Verfrühter Chefwechsel

Continental kündigt den Chefwechsel bereits zum Jahreswechsel an. Der große Konzernumbau ist aber noch nicht abgeschlossen.

Verfrühter Chefwechsel

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Von Carsten Steevens

Verfrühter Chefwechsel

Continental wechselt den Vorstandsvorsitzenden. Die Personalie ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Zum einen, weil zwischen Ankündigung und Vollzug gerade einmal zwei Wochen liegen. Muss hier der Chef eines Dax-Konzerns Knall auf Fall gehen? Gibt es schwerwiegende Fehlentwicklungen oder Versäumnisse, die das Ausscheiden zum Jahreswechsel begründen? Nikolai Setzer hatte ja immerhin noch einen Vertrag, der bis März 2029 lief.

All das trifft offensichtlich nicht zu. Der seit Dezember 2020 amtierende Vorstandsvorsitzende habe Continental entscheidend geprägt, neu ausgerichtet und den Weg für drei starke eigenständige Unternehmen geebnet. Die Würdigung der Verdienste Setzers durch den im Frühjahr ebenfalls ausscheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Reitzle fällt nicht überschwänglich aus, ist aber eindeutig. Auf das tiefe Know-how Setzers im Reifen- und Autozuliefergeschäft sowie im Einkauf und auf dessen langjährige Erfahrungen im Unternehmen seit 1997 wird Continental bald verzichten müssen. Ein Faktor, der verunsichert.

Gründe unklar

Bemerkenswert ist zum anderen der gewählte Zeitpunkt für den Wechsel auf dem Chefposten. Er habe seit einiger Zeit angekündigt, die Verantwortung weiterzureichen, sobald die Transformation von Continental zu einem reinen Reifenhersteller ausreichend fortgeschritten ist, erklärt Setzer in einem vom Unternehmen veröffentlichten Interview. Weshalb er an der tiefgreifendsten Neuaufstellung in der Geschichte von Continental seit 1871 nicht bis zum Abschluss mitwirkt, sondern mitten um Umbau abspringt, wird nicht ersichtlich.

Die Weichen seien gestellt, heißt es nach der im September vollzogenen Abspaltung des Autozuliefergeschäfts. Der angestrebte Verkauf des Kunststofftechnikspezialsten Contitech, dessen Erlöse für die Zukunft von Continental als Reifenhersteller eine Rolle spielen sollen, steht aber noch aus. Positiv sollte sein, dass der künftige Vorstandschef aus den eigenen Reihen kommt und über große Fachexpertise im Reifengeschäft verfügt.