Von Biontech perfekt eingefädelt
Curevac-Deal
Perfekt
eingefädelt
Von Daniel Schnettler
Biontech greift zum richtigen Zeitpunkt nach Curevac und rennt damit bei den Großaktionären offene Türen ein.
Das ist schon eher selten: Unternehmen A kauft Unternehmen B – und beide Aktien legen zu. Biontech ist dieses Kunststück mit dem Übernahmeangebot für Curevac gelungen. Oder anders ausgedrückt: Auch die Anleger empfinden diese Übernahme als absolut sinnvoll. Eins und eins ergibt in diesem Falle mehr als zwei. Denn Biontech-Chef Ugur Sahin und sein Team haben einen guten Zeitpunkt gewählt, um beim heimischen Wettbewerber zuzuschlagen. Und das aus mehreren Gründen:
Einerseits hat die Biontech-Aktie – die Währung dieses Deals – seit Monatsbeginn deutlich zugelegt. Auslöser des Kurssprungs war die Bekanntgabe einer milliardenschweren Partnerschaft zur Entwicklung eines Krebsmedikaments mit dem US-Pharmariesen Bristol-Myers Squibb. Je wertvoller die Biontech-Aktie, desto weniger Firmenanteile müssen die Biontech-Aktionäre an ihre Curevac-Gegenüber abtreten.
Andererseits steht die deutsche und europäische Biotech-Branche vor großen Herausforderungen, die sich im Schulterschluss besser bewältigen lassen: Die Forschungskosten hierzulande sind hoch, die Genehmigungsverfahren laufen schleppend, Fachkräfte sind Mangelware und Investitionen sind schwerer zu bekommen als in den USA, wie die Beratungsgesellschaft EY jüngst in ihrem German Biotechnology Report 2025 aufschlüsselte. Erschwerend kommt die unwägbare geopolitische Lage hinzu, Stichwort Zölle.
Dass mit Biontech (Mainz) und Curevac (Tübingen) nun ausgerechnet zwei nationale Vorzeigeunternehmen der Branche zusammengehen, ist nur folgerichtig: Sie besitzen nicht nur eine relative räumliche Nähe, sondern ergänzen sich auch bei ihrer mRNA-Forschung für die Krebstherapie. Wie nahe beieinander die beiden Unternehmen forschen, hatten Patentstreitigkeiten gezeigt, die bis vorm Bundespatentgericht ausgetragen wurden. Diese Streitigkeiten sollen jetzt – natürlich – enden.
Dass die Curevac-Aktionäre dem Deal zustimmen, dürfte als ausgemachte Sache gelten, obwohl das Angebot gemessen an der branchenüblichen Bewertung mit einem Ergebnis-Multiple von 6 eher unterirdisch anmutet. Doch zeigt die Curevac-Aktie schon seit längerem kaum Lebenszeichen. Da dürfte es nicht schwer gefallen sein, sich mit den Großaktionären Bund und Dietmar Hopp einig zu werden. Angesichts der leeren Produktpipeline erscheint das jetzige Angebot als gute Exit-Option. Biontech-Chef Sahin hat es perfekt eingefädelt.