KommentarZoll-Deal mit Japan unterzeichnet

Von wegen „Goldenes Zeitalter“

Japans Regierung hat bei den Zollverhandlungen mit den USA mehr herausgeholt als die Europäische Union. Dennoch fühlt sich Tokio vom bisherigen Freund und Partner höchst unfair behandelt.

Von wegen „Goldenes Zeitalter“

Japans Zolldeal

Von wegen „Goldenes Zeitalter“

Von Martin Fritz

Mit Aufatmen und Zähneknirschen reagieren Japans Regierung und Fahrzeugindustrie darauf, dass US-Präsident Trump die bereits Ende Juli verabredete Senkung des Importzolls für japanische Autos und Autoteile auf 15% endlich in Kraft gesetzt hat. Aufatmen, weil Autobauer und Zulieferer das Rückgrat von Japans Industrie bilden und die USA ihr wichtigster Absatzmarkt sind. Zähneknirschen, weil der neue Importzoll von 15% zwar deutlich niedriger ist als die untragbar hohen aktuell 27,5%, aber immer noch sechs Mal höher ausfällt wie die früher geltenden 2,5%. Das heißt: Die japanischen Hersteller, vor allem jene mit hohen Importquoten wie Mazda, werden in den USA künftig weniger verdienen.

Vom Freund unfair behandelt

Premierminister Shigeru Ishiba lud Trump in einem Brief nach Japan ein, um „mit ihm gemeinsam ein goldenes Zeitalter der japanisch-amerikanischen Beziehungen aufzubauen“. Das wird Ishiba sicherlich nur ironisch gemeint haben, denn in Tokio fühlt man sich von seinem Freund und Partner höchst unfair behandelt. Der Premier kann nur deshalb gute Miene zum bösen Spiel machen, weil Japan im Vergleich zur EU recht glimpflich davongekommen ist. Im Gegensatz zu Brüssel hat Tokio keine Importzölle für US-Waren gesenkt und keine absurd hohen Käufe von fossilen Brennstoffen versprochen. Die von Trump geforderte Gaspipeline aus Alaska will Japan nur prüfen, aber ganz sicher nicht bauen.

Erhöhte Wirtschaftssicherheit

Tokio hat zwar den USA Investitionen von 550 Mrd. Dollar zugesagt. Im Verhältnis zur Wirtschaftskraft ist diese Summe deutlich höher als die 600 Mrd. Dollar, die aus der EU in die USA fließen sollen. Aber der japanische „Fonds“ besteht in erster Linie aus Darlehen und Bürgschaften von japanischen Finanzinstitutionen für private Investoren in Bereichen, die Japans wirtschaftliche Sicherheit erhöhen werden. Sicher, ein vom Handelsminister Lutnick geleitetes US-Komitee wählt die Projekte für Investitionen aus. Aber ein Gremium mit Vertretern beider Länder prüft sie dann. Den frei verfügbaren Cashflow muss man jeweils zur Hälfte teilen, von einem kleinen Rest kassieren die USA gar 90%. Bis dahin vergehen jedoch Jahre.