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Von wegen Käuferstreik

Spanien und auch Frankreich treffen am Bondprimärmarkt auf gesunden Investorenappetit. Von einem Käuferstreik ist nichts zu sehen.

Von wegen Käuferstreik

Anleiheprimärmarkt

Von wegen
Käuferstreik

Von Kai Johannsen

Wer nach dem Ausverkauf an den globalen Staatsanleihemärkten in dieser Woche davon ausgegangen ist, dass die staatlichen Emittenten – und darunter vor allem die kritischen Adressen – bei Emissionen von Bonds die kalte Schulter gezeigt bekommen, wird sich am Donnerstag verwundert die Augen gerieben haben. Bei den Investoren war von Appetitlosigkeit auf neues Bondmaterial wenig zu bemerken. Sie haben beherzt zugegriffen. Japan war am Primärmarkt mit einer 30-jährigen Anleihe unterwegs, deren Rendite mit 3,285% am Mittwoch ein Rekordhoch erklommen hatte. Das motiviert dann schon zu Einstiegen. Und so war die Auktion dann auch kein Problem für die Schuldenmanager des Landes, sie ging recht gut über die Bühne. Begünstigend kam hinzu, dass auch Eindeckungen von Leerverkaufspositionen in den 30-jährigen Japan-Bonds vorgenommen wurden. Das hilft verständlicherweise auch der Auktion.

Und dann waren auch noch Spanien und Frankreich am Markt vorstellig geworden, ebenfalls mit Langläufern. Die Papiere der Spanier, darunter ein bis 2037 laufender Bond, trafen allesamt auf mehr als ausreichende Nachfrage. Die Gebots-/Deckungsverhältnisse – Maß für die Nachfrage – waren auf den Niveaus der vorherigen Bondauftritte. Selbst bei Frankreich stellte sich kein Käuferstreik ein, der bei dieser Adresse angesichts der Haushaltskrise noch am ehesten zu vermuten gewesen wäre. Denn am Montag der neuen Handelswoche steht das Misstrauensvotum gegen die Regierung in Paris an. Insofern war es denn auch ein Lackmustest. Und selbst inmitten der politischen Krise stellt Frankreich den Kapitalmarktzugang unter Beweis.

Solche Entwicklungen an den Märkten sind in vergangenen Krisen öfter zu beobachten gewesen: Höhere Renditen werden kurze Zeit später von den Investoren festgezurrt. Brenzlig wird es für die Emittenten, so eine Lehre aus der Staatsschuldenkrise, wenn die betreffende Adresse sukzessive am Primärmarkt von Zugängen abgeschnitten wird. Das geschieht dann gern vom langen Ende der Kurve aus. Davon ist bisher – glücklicherweise – nichts zu sehen.