Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste
Rückversicherer
Vorsicht ist Mutter der Porzellankiste
Von Michael Flämig
Es ist außergewöhnlich, wenn Brei vom Himmel regnet. Die Zunft der Investmentbanker, auf die dieses Sprachbild zurückgeht, hält dann den Löffel aus dem Fenster, um die niedergehenden Profite zu vereinnahmen. Es zählt der Moment, nicht das Morgen. Rückversicherer sind anders gestrickt. Und das ist auch gut so.
Dass es der Branche hervorragend geht, lässt sich in dieser Woche kaum übersehen. Die Hannover Rück hat ihr Gewinnziel 2025 erhöht. Ausbleibende Großschäden und hohe Preise für Rückversicherungen geben Rückenwind. Wer in das Zahlenwerk der Munich Re für das dritte Quartal blickt, findet ebenfalls erfreuliche Infos. Die annualisierte Eigenkapitalrendite nähert sich einem Niveau, für dessen Anstreben einst ein Frankfurter Banken-CEO medial gesteinigt wurde. Gut 24% erwirtschafteten die Münchner.
Höhere Renditen im Blick
In dieser Lage machen sich beide Branchengrößen wetterfest. Die Hannover Rück hat im Quartal Verluste aus ihren Kapitalanlagen in Höhe von 260 Mill. Euro realisiert, um bei der Wiederanlage höhere Renditen zu kriegen – und damit mehr Kapitalerträge zu erwirtschaften, wenn es operativ schlechter geht. Die Munich Re plant dies im vierten Quartal. Vielleicht fährt der Branchenprimus sogar seine Reserven nach oben.
Das Kapital ist auch aus Aktionärssicht gut angelegt, weil Großschäden jederzeit zuschlagen können. Im vierten Quartal werden beide Rückversicherer beispielsweise neunstellige Beträge für den Hurrikan Melissa aufwenden müssen. Die Münchner drücken ihre Profitabilität, so ist zu vermuten, aus einem weiteren Grund: Die Absprungbasis für die nächste Fünfjahresplanung und den neuen CEO Christoph Jurecka soll nicht zu anspruchsvoll ausfallen.
Operativ ist entscheidend, wie lange die Phase hoher Rückversicherungspreise anhält. Noch sind die Margen sehr gut. Es lässt aber aufhorchen, dass die Munich Re 1 Mrd. Euro Umsatz im dritten Quartal eingebüßt hat. Teils sind die Renditen dieser Policen nicht mehr befriedigend. Das Umfeld wird also etwas rauer. Beispielsweise können die Kunden nach Jahren hoher Profitabilität mehr Risiken in die eigenen Bücher nehmen.
