Unternehmerfamilien

Wacker Neuson: Gehen, wenn es am schönsten ist

Die Eigentümerfamilien bei Wacker Neuson wollen offenbar ihr Vermögen diversifizieren und suchen den Ausstieg. Auch die Viessmanns und die KNDS-Eigentümerclans Bode und Braunbehrens haben gutes Timing beim Abschied bewiesen.

Wacker Neuson: Gehen, wenn es am schönsten ist

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Gehen, wenn´s am schönsten ist

Von Christoph Ruhkamp

Der Ausstieg der Gründerdynastie bei Wacker Neuson ist nur ein Beispiel. Viele deutsche Unternehmerclans sehen ihre Firma am Zenit angelangt und diversifizieren ihr Vermögen.

Es könnte für die Familien Wacker und Neunteufel kaum einen besseren Zeitpunkt geben, um die Anteile an ihrem Baumaschinenhersteller Wacker Neuson zu versilbern. Die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz bringt gerade das 500 Mrd. Euro schwere Infrastrukturpaket in Fahrt. Gleichzeitig notiert der Dax in der Nähe seiner Höchststände, und die Marktkapitalisierung von Wacker Neuson hat sich binnen Jahresfrist nahezu verdoppelt auf 1,7 Mrd. Euro.

Das Timing scheint perfekt. So werden die Familien gern mit dem südkoreanischen Konkurrenten Doosan Bobcat über einen angemessenen Preis für die Übernahme sprechen. In koreanischen Zeitungen wird laut Warburg-Analyst Stefan Augustin schon über einen Unternehmenswert von 2 Mrd. Euro geschrieben. Das entspreche circa 25 Euro je Aktie. Auf genau dieses Niveau ist die Aktie jetzt gesprungen.

Abschied auf Raten

Einzelne Mitglieder des Familienkonsortiums hatten schon 2019 einen Teilbestand ihrer Aktien in Höhe von 5,4% per beschleunigtem Bookbuilding-Verfahren an Institutionelle verkauft. Der teilweise Aktienverkauf fand nach eigener Auskunft „im Rahmen einer Vermögensdiversifizierung bzw. vorausplanenden Erbfolge der veräußernden Familienmitglieder statt“. Gleichzeitig fühlten sich die Familienaktionäre der Familien Wacker und Neunteufel dem Unternehmen „unverändert langfristig verbunden und beabsichtigen, über das bestehende Familienkonsortium weiterhin die Mehrheit am Unternehmen zu halten“.

Diese Absicht hat sich nun verändert. Vermögensdiversifizierung ist Trumpf. Damit stehen die Familien Wacker und Neunteufel bei weitem nicht allein da in Deutschland. Mit zunehmendem zeitlichen Abstand zur Unternehmensgründung nimmt nicht nur die emotionale Bindung ab. Es wächst auch die Ahnung, es könnte der Höhepunkt des Standorts Deutschland erreicht oder überschritten sein. Allerbestes Timing bewiesen schon die Viessmanns beim Verkauf der Kernsparte ihres Heizungskonzerns für 12 Mrd. Euro an den US-Konkurrenten Carrier Global. Auf dem Sprung sind auch die Eigentümerfamilien Bode und Braunbehrens des deutsch-französischen Panzerkonzerns KNDS. Ob per Börsengang oder durch den Einstieg des Bundes: das Timing ist auch hier perfekt. Rüstung liegt im Trend und erzielt Höchstpreise.