Warnschuss der Märkte
Warnschuss der Märkte
Frankreich
Warnschuss der Märkte
Von Heidi Rohde
Ohne Beilegung der politischen Dauerkrise drohen ein Ausverkauf französischer Staatsanleihen und Zweifel an der Schuldentragfähigkeit des Landes.
Die politische Dauerkrise in Frankreich, die in einer immer kürzeren Halbwertzeit der Premierminister, die Präsident Macron mit einer Regierungsbildung beauftragt, zum Ausdruck kommt, alarmiert die Märkte – vorerst vor allem die französischen. Der Leitindex CAC 40 ist nach dem plötzlichen Rücktritt von Sébastien Lecornu in der Spitze um bis zu 2,1% abgerutscht, die Renditen 10-jähriger französischer Staatsanleihen näherten sich unterdessen der Marke von 3,6%, was gegenüber Deutschland mittlerweile einen Spread von 85 Basispunkten darstellt. Marktbeobachter rechnen unterdessen mit weiteren Kursrückgängen und einer Ausweitung des Spreads auf 100 Basispunkte.
Drohende Downgrades
Der Warnschuss der Märkte spiegelt die Sorge der Investoren vor einer drohenden wirtschaftlichen Abwärtsspirale Frankreichs, da die politische Instabilität sowohl unternehmerische Investitionen bremst als auch den traditionell wichtigen Wachstumsmotor der französischen Wirtschaft, den privaten Konsum, lähmt. Beides dürfte bei der anstehenden Rating-Überprüfung des Landes, die Moody’s noch im Oktober und S&P für November angekündigt hat, nicht ohne ohne Auswirkungen bleiben. Fitch hatte die Bewertung von Frankreichs Schulden bereits im September von „AA-“ auf „A+“ gesenkt. Falls auch die beiden großen Wettbewerber dem Land nur noch einen „Single-A-Status“ geben, wäre dies ein doppeltes Fanal, das auch über Frankreich hinaus in der Eurozone für Unruhe an den Märkten sorgen dürfte.
Bedenkliche Last
Denn die französische Staatsverschuldung liegt derzeit schon bei etwa 114% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und damit auf dem dritten Platz der am höchsten verschuldeten Länder der Eurozone hinter Italien und Griechenland. Allerdings ist die gemessen am BIP bedenkliche Größenordnung bei einer absoluten Schuldenhöhe von 3,3 Bill. Euro ein buchstäblich schwerwiegenderes Problem als etwa die auf rund 360 Mrd. Euro taxierten Finanzverbindlichkeiten von Griechenland. Aktuell ist Frankreich nicht bedroht vom Verlust seiner Refinanzierungsfähigkeit am Kapitalmarkt wie Griechenland im Drama von 2010. Allerdings sollte auch die damalige Situation von Italien eine Warnung sein. Die Kapitalmarktzinsen für das hochverschuldete Land stiegen seinerzeit in ungeahntem Tempo. Eine solche Härteprüfung droht auch Frankreich.