Für N26 werden die Gründer zum Problem
N26
Angestaubtes Gründer-Duo
Von Björn Godenrath
N26 hat viele Trends
verschlafen. Will die Neobank an die Börse, braucht es einen Führungswechsel.
Bei N26 spitzen sich die Dinge zu: Im Rahmen einer seit Anfang Juni laufenden Finanzierungsrunde entladen sich jetzt Spannungen zwischen den Venture-Capital-Anteilseignern und den beiden Gründern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal. Die bei der letzten großen Runde Ende 2021 eingestiegenen Coatue, Third Point und Dragoneer haben keine Chance, die damals erzielte Bewertung von über 9 Mrd. Dollar wiederzusehen, wollen sich nun aber von einem großen Teil ihrer Aktien trennen – und nur auf die garantierte Rendite von 25% verzichten, wenn sich die Gründer aus dem Vorstand verabschieden, um einen Neuanfang hinzukriegen.
Es herrscht Unzufriedenheit
Die mit Informationen aus Finanzkreisen gefütterte Darstellung der Gefechtslage ist nicht so ganz eindeutig, denn es wird noch gerungen um mögliche Optionen. Die Investorenseite dürfte in der Auseinandersetzung aber am längeren Hebel sitzen, herrscht doch allgemein Unzufriedenheit mit der geschäftlichen Entwicklung der Neobank, die außerdem zum wiederholten Mal in Konflikt mit der BaFin geraten ist. Bei einer Sonderprüfung Ende 2024 wurden Defizite in den internen Kontrollsystemen festgestellt, erneut war das Risikomanagement betroffen.
Andauernde Compliance-Probleme
Da ist es nachvollziehbar, dass die Eigentümer vor allem Valentin Stalf als CEO in die Verantwortung nehmen. Die Liste seiner Versäumnisse und Fehler ist lang. Neben den andauernden Compliance-Problemen ist vor allem haften geblieben, dass N26 sowohl den Trend zu Aktienhandel nebst ETF-Sparen als auch den Kryptoboom verschlafen hatte. Zudem haben die beiden Gründer im Gegensatz zum ewigen Konkurrenten Revolut keine große Internationalisierung hingekriegt und sind strategisch abgehängt.
Für die Perspektive Börsengang braucht es einen neuen CEO
Vor dem Hintergrund sind die Gründer gut beraten, den Weg freizumachen für einen Führungswechsel. Wenn die Perspektive Börsengang ab 2027 noch gültig sein soll, dann muss nicht nur die Performance bei den Kennzahlen Umsatz und Gewinn stimmen. Ein Listing sollte auch federführend von einer Konzernführung begleitet werden, deren Reputation noch nicht von regulatorischen Versäumnissen vorbelastet ist. Räumen die Gründer das Feld, wird ein Kapitel der ersten Fintech-Generation geschlossen, für das sich viele ein besseres Ende erwartet hätten. N26 stand für eine mutige Gründergeneration. Stalf und Tayenthal inspirierten viele Startup-Gründer. Nur haben sie auf dem weiteren Weg zu viele Fehler gemacht und darüber vielleicht auch selbst die Inspiration verloren.
Mehr Gründer als klassischer Manager
Dabei ist es eine Binse, dass Gründer nicht unbedingt gute Manager sind, wenn ein Unternehmen in eine reifere Phase der Entwicklung geht. Deshalb sorgen viele Gründer auch aus eigenen Stücken für eine Staffelübergabe, liegt ihnen doch eher „the thrill of it all“ im Blut, wenn beim Gründen den Investoren primär die Idee und nur die erste Phase Skalierung verkauft wird. Was dann folgt, sind viele Excel-Tabellen und elend lange Sitzungen, um die komplette Bibel der Vorschriften umzusetzen. Da kann der Spaß schon auf der Strecke bleiben.
Spiel mit dem Hochtreiben der Bewertung fällt den Gründern auf die Füße
Wobei Stalf offenbar eine gewisse Form der Hybris beeinträchtigt hat. Unvergessen ist sein Auftritt auf der Techcrunch 2017, als er eine PR-Salve nach der anderen abfeuerte, während Revolut-Gründer Nik Storonsky sich nicht provozieren ließ und entspannt dem deutschen Konkurrenten Redezeit überließ. Heute steht der Revolut-CEO ganz klar als Gewinner der Neobanken-Schlacht da. Wie es um die Substanz der viel zu lange mit Bruttokundenzahlen hantierenden N26 schon in der Endphase des Fintech-Hype bestellt war, das zeigt ja die Struktur der Runde von Ende 2021: Die neuen Investoren zeichneten nur zu der auf 9 Mrd. Dollar erhöhten Bewertung, da ihnen per Liquidationspräferenzen eine Rendite von 25% zugesichert wurde. Das fällt den N26-Gründern jetzt auf die Füße.