Wichtige Trippelschritte
Handelsabkommen
Wichtige Trippelschritte
Von Detlef Fechtner
Man kann es so sehen: Der Abschluss des Handelsabkommens mit Indonesien ist im Grunde nicht der Rede wert. Erstens, weil der Warenverkehr weniger von High-Tech als vielmehr von landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie niederländische Zwiebeln geprägt ist. Und zweitens, weil die Exporte in das südostasiatische Land nicht einmal ein Fünfzigstel dessen ausmachen, was die EU in die USA ausführt.
Man kann es aber auch anders sehen – und das Abkommen durchaus wertschätzen. Erstens als Investment in die Zukunft, denn Indonesien zählt zu den wachstumsstärksten Volkswirtschaften, zumal die Bevölkerungszahl in die Höhe schnellt. Zweitens, weil es bei der Versorgung Europas mit kritischen Rohstoffen helfen könnte. Und drittens schließlich als Beleg dafür, dass die Idee der Diversifikation von Handelspartnerschaften kein leeres Wort ist. Seit sich die USA handelspolitisch aggressiv verhalten, steigt nicht nur in Europa das Interesse an einer engeren Bande mit anderen. Diese Gelegenheit beim Schopfe zu packen, ist richtig – auch weil verstärkte Netzwerke mit allen Teilen der Welt eine sinnvolle Reaktion auf die Beschädigungen des Multilateralismus durch die US-Regierung sind. Der Deal mit Indonesien mag nur ein Trippelschritt sein, aber deshalb nicht unbedeutend.
In einem anderen Licht muss man das Abkommen mit Nummer 33 der EU-Handelspartner freilich dann sehen, wenn es nicht um die längere Perspektive geht, sondern darum, kurzfristig Europas Position im transatlantischen Handelskonflikt zu stärken. Um auf kurze Sicht die Abhängigkeiten von den Vereinigten Staaten zu reduzieren, ist es gewiss erfolgsversprechender, den Intra-EU-Handel auszuweiten. Denn dazu braucht es keine Handelsabkommen, die gemeinhin viele Jahre in Anspruch nehmen, sondern eine Festigung des Binnenmarkts und eines gemeinsamen Kapitalmarkts. Die Gesetze, die dafür nötig sind, liegen auf dem Tisch. Viele der nationalen Vorbehalte und Abwehrkämpfe gegen sie verlieren in Zeiten militärischer Bedrohung und handelspolitischer Konfrontationen endgültig ihre Rechtfertigung.