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Die wundersame Wandlung der Pharmasparte

Lange wurde die Pharmasparte von Bayer wegen des fehlenden Medikamentennachschubs gescholten. Jetzt scheint sie allen Widrigkeiten zu trotzen.

Die wundersame Wandlung der Pharmasparte

Bayer

Wundersame Wandlung

Von Annette Becker

Frohe Botschaft: Dank guter Geschäfte in der Pharmasparte schraubt Bayer die Prognose für 2025 nach oben. Allerdings gilt diese Aussage nur in währungsbereinigter Rechnung. Werden die Belastungen, die vornehmlich aus der Dollar-Schwäche resultieren, berücksichtigt, wird zumindest der Umsatz zum Jahresende niedriger ausfallen als bislang kalkuliert. Das ist unausweichlich und Bayer reiht sich in dieser Hinsicht in die Riege der global agierenden Konzerne mit Sitz außerhalb der USA ein. Umgekehrt profitiert Bayer von der Dollar-Schwäche, sinkt dadurch doch die Nettoverschuldung.

Die Pharmasparte hat eine wundersame Wandlung vollzogen. Über Jahre für die ausgedörrte Forschungspipeline gescholten, belehrt Bayer nun eines Besseren. Dabei sind Herausforderungen, denen sich die zweitgrößte Division des Konzerns gegenübersieht, keineswegs gering. So führen die Patentabläufe der Blockbuster Xarelto und Eylea zu riesigen Umsatz- und Ergebnisausfällen. Stand heute ist Bayer in der Lage, die wegbrechenden Erlöse mit neuen Medikamenten auszugleichen. Hatte die Pharmasparte Anfang des Jahres im besten Fall mit einem Umsatzrückgang um 1% gerechnet, steht jetzt ein Zuwachs um bis zu 4% im Plan. Es geht um nennenswerte Beträge, stand die Division zuletzt doch für fast 40% des Konzernumsatzes.

Zölle antizipiert

Bemerkenswert ist die Prognoserevision aber auch, weil die US-Regierung die Pharmabranche besonders auf dem Kieker hat. Da wären zum einen die Zölle, die auf Pharma-Importe verhängt werden. Zum anderen verschickt die Trump-Administration neuerdings Briefe an die Chefs von Big Pharma mit der Forderung nach Preissenkungen. Wie auch immer Bayer es geschafft hat – bislang ist noch keine Post aus Washington in Leverkusen eingetroffen. Die Zollthematik hat Bayer dagegen antizipiert und die US-Lager gefüllt.

Doch wenngleich die Nachrichten aus der Pharmasparte hoffnungsfroh stimmen, täuscht das nicht über die US-Rechtsrisiken in der Pflanzenschutzsparte hinweg. Im zweiten Quartal musste Bayer dafür erneut 1,7 Mrd. Euro aufwenden. Ein Ende ist weiter nicht in Sicht.