NYPD bekämpft Verbrechen mit Mitteln wie aus Science-Fiction-Filmen
Notiert in New York
Robocop am Times Square
Von Alex Wehnert
In der U-Bahn-Station am Times Square soll ab dem Sommer ein Duo wie aus einem Science-Fiction-Film für Recht und Ordnung sorgen. Einem menschlichen Polizeibeamten wird dabei ein etwa 1,50 Meter hoher Roboter an die Seite gestellt, der Verbrechen aufspüren und Daten an das New York City Police Department (NYPD) übermitteln soll.
Irgendwann, so der Plan, wird der K5 Autonomous Security Robot auch ohne Partner aus Fleisch und Blut an seiner Seite operieren können – zumindest so lange, bis es darangeht, Missetäter zu schnappen. Denn bei Verfolgungsjagden dürften auch die stärksten Kettenraucher unter den New Yorker Kriminellen den neuen Robocop abhängen. Dieser kommt schließlich auf eine Höchstgeschwindigkeit von 3 Meilen pro Stunde.
Zwar soll der Robocop nicht mit umstrittener Gesichtserkennungssoftware ausgestattet werden, allerdings verfügt er über ein Dutzend Mikrofone, eine 360-Grad-Kamera, Sonar- und Lasersensoren sowie ein Lesegerät für Nummernschilder. Bei Datenschützern löst dies Sorgen vor einem dystopischen Überwachungsstaat aus: In Philadelphia, wo der K5 seit einigen Wochen in Filialen des Einzelhändlers Lowe’s im Einsatz ist, haben die Einwohner ihn bereits “Snitch Bot” getauft – also “Spitzelroboter”.
New Yorks Bürgermeister Eric Adams und Keechant Sewell, die Vorsitzende der Polizeikommission, wischen die Bedenken allerdings beiseite. Neue Technologien würden “transparent” und “in Kollaboration mit den Menschen, denen wir dienen” eingeführt, betonte Sewell am Dienstag bei der Vorstellung des K5 am Times Square. Gerüchte, denen zufolge die für ihre monotone Sprechweise bekannte Beamtin nach dem Auftritt mit durchdringendem Piepton in den Standby-Modus wechselte, ließen sich durch Nachforschungen der Börsen-Zeitung zunächst nicht bestätigen.
Adams betonte indes mit Es-wird-gegessen-was-auf-den-Tisch-kommt-Miene, die neue Technologie sei nun einmal da und es sei sinnlos, Angst vor dieser zu haben. Die am Dienstag vorgestellten Pilotprojekte bildeten nur einen Anfang – der Revolution der Maschinen, schwingt da drohend im Unterton mit.
Tatsächlich ist beim Robocop nicht Schluss. NYPD-Beamte werden künftig zudem mit Starchase ausgerüstet – einem gewehrförmigen Gerät, mit dem sie GPS-Tracker auf fahrende Autos schießen können sollen. Darüber hinaus hat Adams im Tech-Kaufrausch bei Digidogs der Firma Boston Dynamics zugeschlagen. Die Roboterhunde sollen in lebensgefährlichen Situationen zum Einsatz kommen, zum Beispiel bei Geiselnahmen oder Bombenentschärfungen.
Das NYPD hatte die Digidogs bereits im Frühjahr 2021 ausprobiert, damals aber zurückgerudert, als Kritiker die Roboterhunde als symbolisch für eine militarisierte und entmenschlichte Polizei werteten. Adams will sich von solch kleinlichen Bedenken aber nicht verunsichern lassen. Unter seinem Vorgänger Bill de Blasio hätte sich eine Minderheit lauter Stimmen mit ihren Bedenken durchgesetzt. Doch der seit 2022 amtierende demokratische Bürgermeister will auf anderer Basis entscheiden, “was am besten für die Stadt ist”.
Dabei droht Adams, einst selbst Captain im NYPD, die Kostenfrage zu vernachlässigen. Die zwei Roboterhunde, die der Behörde zur Verfügung stehen sollen, kosten zusammen rund 750.000 Dollar. Ein einjähriges Abonnement für Starchase belastet das Department-Budget mit mehr als 19.500 Dollar, enthalten sind darin sieben GPS-Gewehre. Und für den K5 werden pro Einheit 12.250 Dollar fällig – für eine siebenmonatige Phase, in der eine dreimonatige Dienstvorbereitung des Roboters eingeschlossen ist.
New York verdiene echte Sicherheit und nicht einen Robocop-Abklatsch, merken Kritiker an. Die städtischen Rechnungsprüfer dürften nun indes bangen, was sich der Bürgermeister als Nächstes einfallen lässt. Wie wäre es zum Beispiel damit, genetisch aufgemotzte Richter mit umfangreichen Vollstreckungsbefugnissen auf Motorrädern Patrouille fahren zu lassen? Findet vielleicht bei eingefleischten Fans von Sylvester Stallone Unterstützung.