KommentarUS-Downgrade

Yellens hohle Parolen

Die Kritik von Janet Yellen nach dem Downgrade der USA durch Fitch besteht aus hohlen Parolen. Die Ratingagentur hat Recht: Die wiederholten Schulden-Possen in Washington schwächen das Vertrauen in Treasuries – mit erheblichen Folgen für die globalen Finanzmärkte.

Yellens hohle Parolen

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Yellens hohle Parolen

Von Alex Wehnert

Die Herabstufung durch Fitch droht das Vertrauen in Treasuries empfindlich zu schwächen.

Die Kritik von US-Finanzministerin Janet Yellen an der Ratingagentur Fitch nimmt sich hohl aus. Der Entzug der Spitzen-Bonitätsnote der Vereinigten Staaten sei “willkürlich”, wettert die Treasury-Chefin, die sich und Präsident Joe Biden der “fiskalischen Nachhaltigkeit” verpflichtet und die Staatsfinanzen auf einem “verbesserten Pfad” sieht. Von Willkür aufseiten Fitchs kann allerdings nicht die Rede sein: Völlig zu Recht verweist die Ratingagentur auf die wiederholten Possen um die Anhebung des US-Schuldenlimits in den vergangenen beiden Jahrzehnten.

Auch im laufenden Jahr rangen Vertreter der Demokraten und Republikaner monatelang um einen Budget-Deal und einigten sich erst in letzter Minute. Es waren Yellens düstere Default-Warnungen, die im Verlauf des Konflikts für besondere Nervosität unter Investoren sorgten. Dass die Finanzministerin nun von “fiskalischer Nachhaltigkeit” salbadert, wirkt auch deshalb ironisch, weil die Folgen der jüngsten Schulden-Farce die Finanzmärkte weit über das Ende des Konflikts hinaus beschäftigen werden. Denn nachdem sich die USA monatelang kein Geld über neue Wertpapiere leihen konnten, war der Treasury General Account bei der Fed leergefegt.

Umso höher ist nun der Refinanzierungsbedarf: Die USA wollen das Volumen ihrer vierteljährlichen Auktionen drei-, zehn- und dreißigjähriger Staatsanleihen in der kommenden Woche zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren erhöhen. Der avisierte Wert von 103 Mrd. Dollar übertrifft die Markterwartungen, doch das Ende der Fahnenstange ist damit nicht erreicht: Insgesamt plant die Treasury im laufenden Quartal Emissionen über rund 1 Bill. Dollar. Die Auktionen dürften nun zum richtungsweisenden Test für das Vertrauen in den Treasury-Markt werden, der bisher einen Sonderstatus als sicherer Anlagehafen genießt.

Zwar ist Yellens Aussage, dass US-Staatsanleihen noch immer das wichtigste liquide Asset an den globalen Finanzmärkten darstellen, grundsätzlich richtig. Und doch ist die Parole praktisch inhaltsleer, da sie den schrittweisen Stabilitätsverlust im Markt nicht berücksichtigt. Dieser lässt sich aber auch an den Sprüngen ablesen, die Treasury-Volatilitätsbarometer wie der ICE BofAML Move Index seit Jahren in zunehmender Häufigkeit hinlegen. Investoren klammern sich nun daran fest, dass das makroökonomische Umfeld anders aussieht als 2011 – damals zog ein Downgrade der USA durch S&P einen Ausverkauf an der Wall Street nach sich. Erodiert die Funktion des US-Staatsanleihemarkts als Zuflucht in unsicheren Phasen weiter, dürfte das auch diesmal erhebliche Folgen für die globalen Finanzmärkte haben.

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