KommentarExtreme Volatilität

Zahlungsdienstleister sind keine sichere Bank

Immer wieder schocken Zahlungsdienstleister ihre Aktionäre mit Kurseinbrüchen. Das liegt in ihrer Natur. Denn sie hängen stark an der Konjunkturentwicklung – und werden von Regulierung bedroht.

Zahlungsdienstleister sind keine sichere Bank

Zahlungsdienstleister

Keine
sichere Bank

Von Anna Sleegers

Obwohl die USA die Idee des freien Welthandels verraten, zeigen sich die Aktienmärkte dieser Tage bemerkenswert resilient. Doch es gibt Ausnahmen, wie zuletzt die Aktionäre des niederländischen Zahlungsdienstleisters Adyen zu spüren bekamen. Deren Management hatte eingeräumt, dass schon die Androhung von US-Zöllen das Geschäft so stark ausbremst, dass aus dem in Aussicht gestellten beschleunigten Wachstum zumindest in diesem Jahr wohl nichts wird. Innerhalb kürzester Zeit schrumpfte die Börsenbewertung daraufhin um ein Fünftel zusammen. Zwar machte der Titel im Handelsverlauf wieder einiges an Boden gut, doch das unterstreicht nur die extreme Volatilität des Titels. In den vergangenen 12 Monaten reichte die Amplitude von 1.000 bis 1.900 Euro. Kein Papier für Feiglinge.

Und das ist leider kein Einzelfall, sondern ein Kennzeichen der Branche. Zwar scheinen die zunehmende Marginalisierung des Bargelds und die Digitalisierung des Wirtschaftslebens der Payment-Branche stabile Wachstumsraten zu versprechen. Dennoch schocken nicht nur Adyen, sondern auch das von US-Investor Peter Thiel mitgegründete Paypal oder der französische Worldline-Konzern die Investoren mit schöner Regelmäßigkeit mit heftigen Kurseinbrüchen.

Wie alle Technologiewerte profitieren Zahlungsanbieter an der Börse vor allem von Wachstumsfantasie. Doch wer hoch fliegt, droht tief abzustürzen, wenn sich Ernüchterung breit macht. Dafür bietet der Zahlungsverkehr besonders häufig Anlass. Zum einen wegen der hohen Konjunkturabhängigkeit: Mit der Konsumlaune sinkt unweigerlich die Zahl der Transaktionen, an denen Paymentanbieter mitverdienen. Zum anderen hängt über der Branche das Damoklesschwert der Regulierung – weil sie eng am angestammten Geschäft der Banken operiert, ist die Gefahr, dass staatliche Eingriffe ihr Geschäftsmodell beschneiden, besonders groß. Hinzu kommt der ausgeprägte Wettbewerb. Neben innovativen Newcomern mischen hier auch die mit dem Kartengeschäft groß gewordenen und gleichermaßen finanz- wie reichweitenstarken US-Konzerne Visa und Mastercard mit.