Zaudern in den USA rächt sich
Audi
Zaudern in den USA rächt sich
Von Stefan Kroneck
Bei Audi ist es mal wieder so weit. Vor dem Hintergrund erhöhter US-Zölle für Importfahrzeuge erwägt die Ingolstädter Volkswagen-Tochter, den Bau eines eigenen Werks in den Vereinigten Staaten in Angriff zu nehmen. Unter der Regie von CEO Gernot Döllner wird im Unternehmen dabei gerne betont, dass es sich um eine langfristige strategische Entscheidung handeln würde, sollte man sich zu einem solchen Schritt durchringen.
Solche allgemein gehaltenen Floskeln aus der Unternehmenszentrale verstellen nach außen die Tatsache, dass Audi bei dem Thema unter Handlungsdruck steht. Denn wie Porsche ist die weiß-blaue Premiummarke in den USA Fahrzeugimporteur. Das heißt, beide Autoschmieden im Wolfsburger Mehrmarkenreich trifft der Protektionismus von US-Präsident Donald Trump mit voller Wucht. Ein eigenes Werk vor Ort kann die Belastungen mindern.
US-Fertigung altes Thema
Das Thema US-Fertigung ist in der Geschichte von Audi nicht neu. Bereits unter der Ägide von Ex-Vorstandschef Rupert Stadler hatte das Management an Planungsszenarien für einen eigenen Standort in den USA gearbeitet. Das geschah damals zu einer Zeit, als es für Audi noch recht gut lief. Ambitionierte Wachstumsziele – auch in den USA – schrieb sich die Konzernführung auf die Fahnen. Doch der Plan blieb in der Schublade. Der in den USA vor zehn Jahren aufgeflogene Diesel-Skandal warf Audi deutlich zurück. Stadler musste danach seinen Posten räumen und sich später für die Machenschaften vor Gericht verantworten.
Heute sind Audi und Porsche Großbaustellen. Der wachsende Wettbewerb aus China und die holprige Elektro-Transformation setzen beiden Unternehmen zu. Wegen der US-Zölle steht die Prognose von Audi unter Vorbehalt. Das Zaudern von einst rächt sich nun. Denn mit einem Jahresabsatzvolumen in den USA von über 200.000 Pkw hätte Audi längst das Potenzial, vor Ort zu fertigen. Allerdings käme das einer Verlagerung von Kapazitäten zulasten des Standorts Mexiko gleich. Das letzte Wort bei dem Thema hat daher nicht Döllner, sondern der Mutterkonzern VW.